Franks falsche Jünger

8. April 2013

Kaum gegründet, versinkt die Partei des Milliardärs Frank Stronach schon im Chaos.

Eigentlich müsste Frank Stronach hoch zufrieden sein. Kein halbes Jahr ist die Partei des 80-jährigen Milliardärs mit österreichischer Staatsbürgerschaft und Wohnsitz in Kanada alt. Aber schon konnte sie ins Parlament und in zwei Landtage einziehen. Erstes durch politische Überläufer. Zweites durch überraschende Wahlsiege bei den Landeswahlen in Kärnten und in Niederösterreich.

Der nächste Erfolg wartet Ende April in Tirol auf das «Team Stronach». 6 bis 8 Prozent sollten laut Umfragen möglich sein. Alles bestens also für den alten Herrn, der sich als österreichischer Patriot bezeichnet, sein Geld aber lieber in der Schweiz versteuert?

Ganz und gar nicht. Stronach erholte sich zuletzt auf seinen kanadischen Latifundien, aber die Nachrichten aus der Heimat sollen ihm Sorgenfalten auf die gebräunte Stirn und den Blutdruck in schwindelerregende Höhen getrieben haben. Das kann man durchaus verstehen: Die Vorgänge in seinem Team erinnern ja wirklich nicht an einen gut geölten Parteiapparat. Eher an das Finale in «Asterix bei den Goten»: Alle kämpfen gegen alle. Und zack! Heimtückisch nähert sich Holperik von hinten, wirft Cholerik vom Thron und erklärt sich zum Chef aller Goten. Doch die anderen Chefs aller Goten lachen nur

Und zack! In Niederösterreich streiten zwei Neo-Politiker um den Fraktionsvorsitz in Stronachs Partei. Der eine behauptet, er habe den Segen des Parteichefs, der andere stützt sich auf die Basis. Notare werden hinzugezogen, Ehrenerklärungen abgegeben. Die anderen Fraktionschefs lachen nur

Noch wilder treiben es Stronachs Jünger in Tirol. Dort wollten gleich drei Grüppchen als «Liste Stronach» zu den Wahlen antreten. Alle mit dem Anspruch, von «Fräänk» persönlich auserwählt zu sein und seine «Woarhait» zu verteidigen. Eine Gruppe gab vorzeitig auf, die anderen zwei stritten bis vor die Wahlkommission. Und die entschied sich für jene Gruppe, die zuvor aus der Bundespartei rausgeschmissen worden war. Nicht immer ist also «Stronach» drin, wo «Stronach» draufsteht.

Das «echte» Team Stronach spuckt Gift und Galle und will die Wahl anfechten, dürfte damit aber kaum Erfolg haben. Der Spitzenkandidat des «falschen» Team Stronach behauptet, weiterhin in Stronachs Gunst zu stehen. Er werde mit dem «Fräänk» reden und der werde ihn verstehen, meint Hans-Peter Mayr: Er habe «immer brav gearbeitet und nie Fehler gemacht».

So geht es also zu, wenn sich ein Milliardär aus dem Nichts heraus eine Partei bastelt. Umgerechnet 11 Millionen Franken hat Stronach seit vergangenem Sommer in die Politik investiert. Bekommen hat er dafür charakterlose politische Hinterbänkler, denen in allen anderen Parteien die Karriere verwehrt wurde. Wohl aus guten Gründen. Früher fand man solche Leute in Jörg Haiders FPÖ, jetzt drängen sie an Stronachs Futternapf. Dumm nur, dass der (noch) nicht gross genug für alle ist. Und zack! Wer nicht schnell und stark genug ist, wird rausgebissen.

Vor ein paar Tagen kam Big Boss aus Kanada nach Österreich zurück. Jetzt will er ein Parteiprogramm vorstellen, das mehr als die drei Schlagworte «Fairness, Transparenz, Wahrheit» enthält. Und er will seine verirrten Tiroler Jünger zurück auf den rechten Weg führen. Denn nur wer diesen Weg der Werte und der «Woarhait» beschreite, dem stelle er sein Geld zur Verfügung. Frank Stronach will jetzt hinausgehen, mit den Tirolern «tirolerisch» reden und «die Leute zusammenführen, damit da eine Einheit ist». Er werde nicht drohen, sondern «mit dem Olivenzweig kommen».

Ein Parteichef, der wie die biblische Taube ins heilige Land Tirol fliegt, um nach der grossen Sintflut neues Leben auf Erden zu verkünden - wer würde da noch an Werten und Wahrheiten zweifeln wollen? Er freue sich schon, mit Stronach zu sprechen und ihm die Hand reichen, sagt der abtrünnige Listenführer Mayr: «Und alles ist wieder gut.»