Sie versperren den Frauen den Zugang zur Praxis

13. Januar 2014

In Österreich arbeiten die Abtreibungsgegner mit unzimperlichen Methoden.

Der in der Schweizer Abstimmungszeitung zitierte Dietmar Fischer leitet den österreichischen Zweig der amerikanischen Organisation Human Life International (HLI), die für ihre unzimperlichen Kampagnenmethoden gegen Abtreibungen bekannt ist. In Österreich kaufte HLI Wohnungen oder Büros direkt neben Ambulatorien für Schwangerschaftsabbrüche und stellte dort Fotos von Föten und Babys aus, um Frauen von Abtreibungen abzuhalten.

Abtreibungsgegner demonstrieren fast täglich vor den Ambulatorien, versperren Frauen den Zugang und beschuldigen sie, ein Verbrechen zu begehen. «Fischer versucht Frauen, die abtreiben wollen, unter Druck zu setzen und sie zu kriminalisieren», sagt die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz. Fischer hingegen sagt, HLI habe mit der «Gehsteigberatung» nichts zu tun: «Das sind Freiwillige, die den Frauen Hilfe anbieten. Da wird nie Gewalt oder Zwang eingesetzt.»

In Graz kauften die Abtreibungsgegner eine Wohnung oberhalb einer Praxis, in der Abtreibungen durchgeführt wurden, und bedrängten den Arzt und seine Patientinnen. Der Arzt erstattete Anzeige, Fischer wurde 2011 wegen Stalking zu einer Geldstrafe verurteilt. Er spricht von einem politischen Prozess und Versuchen, «die Lebensschützer stumm zu machen. Aber sie sind gescheitert.»

«Grausame Mörder»

In Wien wurde eine kleine Abtreibungsklinik im 2. Bezirk so lange unter Druck gesetzt, bis die Betreiber aufgaben. Heute befindet sich in diesen Räumen in der Grossen Sperlgasse neben der Zentrale von Fischers HLI auch ein Büro von Gloria TV, eines radikalen katholischen Internetsenders.

Gloria TV (Motto: «Je katholischer, desto besser») wurde 2005 vom Schweizer Reto Nay und dem Österreicher Markus Doppelbauer in Graubünden gegründet. Die Videonachrichten auf der Website haben häufig die «Sünde» der Abtreibung zum Thema. Ärzte, die Abtreibungen vornehmen, werden als «grausame Mörder» bezeichnet. Ein Leserkommentar vergleicht Abtreibungen mit dem Holocaust.

Bis 2013 residierte der Sender in der Bündner Gemeinde Tujetsch. Doch die Hetze der Abtreibungsgegner wurde sogar dem konservativen Bischof Vitus Huonder zu viel. Nachdem auf Gloria TV die Bilder deutscher Bischöfe, die sich für die Pille danach aussprachen, mit einem Hakenkreuz gekennzeichnet wurden, wurde der Sender in der Schweiz geschlossen. Die Gründer wurden entlassen und des Bistums verwiesen. Fanden sie bei Dietmar Fischer in Wien Asyl? Ein administratives Büro des Senders sei schon immer hier gewesen, sagt Fischer, «das ist eine private Lösung. Wir sind da nicht involviert.»

Im Oktober 2013 fand an der Adresse von HLI eine Hausdurchsuchung statt, angeblich in Zusammenhang mit antisemitischer und homophober Propaganda der radikalen Internetsite Kreuz.net. In Deutschland wird gegen Kreuz.net wegen Verhetzung ermittelt. Karl Öllinger, Rechtsextremismus-Experte der österreichischen Grünen, beobachtete, dass Dietmar Fischer in Kreuz.net mehrmals wohlwollend erwähnt wurde. Öllinger sieht Fischers HLI, Gloria TV und Kreuz. net als «einen Verbund sehr reaktionärer, fundamentalistischer Strömungen innerhalb des Katholizismus».