Ungarische Roma gründen Schutztruppe gegen Rechtsextreme

7. September 2012

In der südungarischen Stadt Pécs hat ein Vertreter der Roma-Minderheit die Gründung einer eigenen Schutztruppe bekannt gegeben. Ferenc Bagó will 400 Mitglieder für seine Gruppe rekrutiert haben und sie auf bis zu 8000 Mann aufstocken. Aufgabe der Truppe soll der Schutz von Roma, Juden und anderen Minderheiten vor Übergriffen der rechtsextremen Ungarischen Garde sein - so lange, bis die Polizei eingreift. Bagó nennt sich auch «Hauptmann Daflics», hat eine Glatze und die Figur eines Bodybuilders. Er lässt sich in schwarzem T-Shirt und fingerlosen Lederhandschuhen fotografieren, auf einem Bild ist er mit Schwert zu sehen. Er betont jedoch den friedfertigen Charakter seiner Truppe. Den von ungarischen Medien verwendeten Ausdruck «Roma-Garde» lehnt er auf seiner Facebook-Seite ab: «Wir sind eine Friedenstruppe. Wir Ungarn sitzen alle in einem Boot. Zigeuner und Nichtzigeuner!»

In mehreren ungarischen Gemeinden wurden in den vergangenen Wochen Roma durch Aufmärsche der Ungarischen Garde bedroht. Im Dorf Cegled kam es beinahe zu einer Strassenschlacht, weil sich Roma gegen den Angriff der Garde wehren wollten. Die Polizei griff viel zu spät ein. Viele Roma haben den Eindruck, dass der Staat nicht sie, sondern die rechtsextremen Gruppen schützen würde. Obwohl die Ungarische Garde offiziell verboten ist, konnte sie im August ungestört den fünften Jahrestag ihrer Gründung feiern. Ein Gericht hatte das Verbot der Veranstaltung aufgehoben. Andere rechtsextreme Gruppen hielten diesen Sommer in den ungarischen Wäldern wieder Wehrsportübungen ab, bei denen auch Kinder den Umgang mit Schusswaffen lernen konnten.