Als Bahnfahren noch chic war

12. Juni 2010

Die Österreichischen Bundesbahnen stellen ihren Paradezug Transalpin aufs Abstellgleis.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Um 16.40 Uhr (vielleicht auch etwas später) werden die Lautsprecher auf dem Wiener Westbahnhof heute zum letzten Mal verkünden: «ÖBB Eurocity 163 Transalpin aus Zürich fährt ein». Der Zug bleibt - aber der Name verschwindet. Statt des Transalpin fährt ab Sonntag der namenlose RJ 163: Der rot-graue Railjet, der von den Österreichischen Bundesbahnen als das beste und modernste Luxusprodukt auf Europas Schienen beworben wird.

Schweizer Kritik am österreichischen Superzug

29. Januar 2010

Passagiere lassen wegen Verspätungen und zahlreichen Mängeln kein gutes Haar am vielgepriesenen Railjet.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Mit Superlativen wurde bei der Präsentation in Zürich nicht gespart. Die Personenverkehrs-Chefin der Österreichischen Bundesbahnen, Gabriele Lutter, war im vergangenen Novemberextra in die Schweiz gekommen, um auf einer Pressefahrt rund um den Zürichsee den neuen Superzug der ÖBB vorzustellen. Der bis zu 230 km/h schnelle Railjet werde «neue Massstäbe im Fernverkehr» setzen, versprach Lutter. Mit der Einführung einer «Premium Class» neben zweiter und erster Klasse wolle man Business-Reisende aus der Luft auf die Schiene holen. Neben «höchstem Komfort» werde auch schnelleres Reisen geboten: Der Railjet verkürze die Fahrzeit auf der Strecke Zürich-Wien um 44 Minuten auf genau 8 Stunden.

Wenn Roma als Küchenschaben gelten

25. September 2009

Der Rassismus gegen Roma steigt in Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Ungarn dramatisch an. Neonazis werfen Brandsätze und morden, der Mittelstand applaudiert. Sind alle Versuche der Integration gescheitert?

Von Bernhard Odehnal, Prag

Diese Bilder schockierten eine Nation: Vermummte Jugendliche schmeissen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper, zünden Müllcontainer und Autos an, errichten Barrikaden. Ihnen gegenüber Polizisten in schwarzen Kampfanzügen, die Schlagstöcke, Wasserwerfer und Tränengas einsetzen. Die tschechische Presse schreibt danach von «bürgerkriegsartigen Zuständen»: Am 17. November 2008 marschieren rund 800 tschechische Neonazis vom Hauptplatz der nordböhmischen Industriestadt Litvinov in das am Stadtrand gelegene Ghetto Janov, um dort für «Ordnung» zu sorgen. Dass sie Gewalt anwenden wollen, legen sie schon im Motto ihres Aufmarsches fest: «Schluss mit den Samthandschuhen».

«Wir Roma hassen Nicolae Romulus M. für das, was er uns angetan hat»

10. November 2007

Weil ein junger Rom in Italien unter Mordverdacht steht, müssen Tausende Roma vor dem Hass der Italiener flüchten. In Rumänien erwartet sie jedoch nur Hoffnungslosigkeit.

Von Bernhard Odehnal, Avrig

Romasiedlung in Avrig, Rumänien

Am Samstag, 3. November, gegen 21 Uhr verliess die 19-jährige Ana Acnana gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer dreijährigen Tochter Alexandra für immer ihre kleine Hütte aus Sperrholz im römischen Vorort Prima Porta. Mit einer einzigen Tasche in der Hand gingen sie zum Busbahnhof Tiburtina, wo sie auf dem Boden übernachteten. Gegen 6 Uhr früh stiegen sie in einen Car, der sie ins rumänische Sibiu (Hermannstadt) brachte. Von dort war es eine weitere Stunde Fahrt mit dem Minibus in ihren Heimatort Avrig, wo sie Montagmittag ankamen.

Bei den Menschen im Wassertal

10. Mai 2006

Weder der Kommunismus noch die Modernisierung haben auf die störrischen Menschen der Region Maramures richtig Eindruck gemacht. Ein Bericht wie aus einer anderen Welt.

Von Sibylle Hamann und Bernhard Odehnal

Es wird schon dunkel in Viseu de Sus. Aus dem Fluss steigt die Feuchtigkeit herauf, aus den Wäldern am Berghang kommt der kühle Wind herunter. Die Hühner schlafen schon, die Katzen streunen noch durch den Hof. Da bricht plötzlich das Geschrei los

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