Tagesanzeiger

Abtreibung in Österreich: Straffrei, aber unsozial

13. Januar 2014

Die private Abtreibungsfinanzierung funktioniere in Österreich problemlos, behaupten die Initianten des Volksbegehrens in der Schweiz. Österreichische Ärzte und Gesundheitsexperten sehen das anders.

«Vorbildliches Österreich!» So titeln die Initianten des Volksbegehrens «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» einen Artikel in ihrer Abstimmungszeitung, die kürzlich an alle Schweizer Haushalte verschickt wurde. Sie berufen sich auf Österreich, weil dort Abtreibungen in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft erlaubt sind, aber privat finanziert werden müssen.

Ein Land muss sich frankschämen

21. Dezember 2013

Frank Stronach ist enttäuscht. Österreich macht sich über den Milliardär lustig.

«Wo ist Frank?» – «Frank hatte keine Zeit.» (Charles Bronson in: «Spiel mir das Lied vom Tod»)

So war das also diese Woche im Wiener Parlament. Zwar ohne die drückende Sonne des amerikanischen Westens, ohne Fliege, ohne Zug. Und auch kein Charles Bronson stand am Perron. Aber die Frage stand doch bleischwer im Raum: «Wo ist Frank?» 

Frank hatte keine Zeit. Nicht einmal für die Regierungserklärung der neuen alten Grossen Koalition im Wiener Parlament. Der Abgeordnetensitz des Milliardärs und Parteigründers Frank Stronach blieb diese Woche leer.

Der Transalpin kommt zurück

12. Dezember 2013

Mit dem Fahrplanwechsel am Wochenende bekommt ein Zug zwischen der Schweiz und Österreich wieder den traditionsreichen Namen. Allerdings nur auf helvetischen Gleisen.

Er war stets der Paradezug zwischen der Schweiz und Österreich. 52 Jahre lang verband der Transalpin Basel, Zürich und Wien. Als die Österreichischen Bundesbahnen 2010 auf dieser Strecke den Railjet in Betrieb nahmen, verschwand der Name aus den Fahrplänen. Jetzt kommt er wieder.

Unfall oder antisemitischer Anschlag?

29. November 2013

Bei Győr in Ungarn ist die Statue des jüdischen Dichters Miklós Radnóti zerstört worden. Ungarns Behörden schweigen über die Hintergründe.

Ein Streifen braune Erde, eine weisse Tafel mit einer kaum noch lesbaren Inschrift. Mehr ist nicht mehr zu sehen in der flachen, kahlen Landschaft westlich der ungarischen Stadt Győr. Bis vor einigen Tagen stand hier noch eine lebensgrosse graue Granitstatue: ein trauriger Mann in einem weiten Mantel vor einer immergrünen Zypressenhecke. Jetzt ist die Statue verschwunden.


An dieser Strasse bei Győr stand das Radnóti-Denkmal. Mittlerweile wurden alle Spuren verwischt. Foto: B. Odehnal

Wahltriumph für slowakischen Neofaschisten

25. November 2013

Márian Kotleba verehrt den slowakischen Ex-Diktator Tiso und hetzt gegen Minderheiten. Jetzt ist er zum Präsidenten seiner Region gewählt worden.

Ein Kommentator schreibt von einem Albtraum, ein anderer von einer Katastrophe. Alle reiben sich die Augen und fragen: «Wie konnte das geschehen?» Doch das Wahlergebnis ist eindeutig. Der Führer der slowakischen Rechtsextremen, Márian Kotleba, siegte in der Stichwahl zum Präsidenten der mittelslowakischen Region Banská Bystrica mit 55,5 Prozent über den gemeinsamen Kandidaten von Sozialdemokraten und bürgerlichen Parteien. Kotleba verehrt den 1947 hingerichteten slowakischen Diktator und Hitler-Verbündeten Jozef Tiso, er tritt häufig in schwarzer Uniform mit den alten faschistischen Symbolen auf, hetzt gegen Juden und Roma und ist deshalb mehrmals verhaftet worden. Jetzt hat er eines der höchsten politischen Ämter im Staat.


Márian Kotleba in seiner Heimatstadt Banská Bystrica. Foto: B. Odehnal

Korrespondent ausser Kontrolle

8. November 2013

Ein ungarischer Journalist beschimpft seine ausländischen Kollegen.

Warnung! Dieser Artikel enthält derbe Ausdrücke und Schimpfwörter. Er ist für Jugendliche unter 14 Jahre nicht geeignet.

Leider lassen sich diese Ausdrücke nicht vermeiden, denn der Brief, den diese Zeilen behandeln, besteht im Wesentlichen aus Flüchen. Bereits die Anrede lässt ein gewisses Mass an Höflichkeit vermissen: «Hört zu, ihr Arschgesichter!» Gemeint sind alle ausländischen Korrespondenten, die aus und über Ungarn berichten, «mit ein paar ehrenwerten Ausnahmen». Autor des Briefs ist István Lovas, der aus Brüssel für die ungarische regierungsnahe Zeitung «Magyar Nemzet» schreibt und vor einigen Tagen den unbändigen Drang spürte, seine Kollegen auf das Gröbste zu beschimpfen.

Tschechiens Berlusconi drängt an die Macht

22. Oktober 2013

Der reiche Medienbesitzer Andrej Babiš will bei den Wahlen die Politik aufrollen. Seine Schulbildung und das Kapital für seine ersten Firmen kommen aus der Schweiz.

Die blau-weissen Plakate sind überall. Mit markanten Sprüchen wie: «Wir wollen nicht von Dummköpfen regiert werden.» Dazu ein Logo, das man auch als Parole verstehen kann: «Ja, es wird besser.» Am Freitag und Samstag wählen die Tschechen ihr Parlament, und das Finale des Wahlkampfs wird zumindest optisch von einer Partei geprägt: «Ano» ist die Abkürzung für «Aktion beunruhigter Bürger», heisst auf Tschechisch aber auch einfach «Ja». Den Nachsatz «Es wird besser» hat die Partei in ihren Namen aufgenommen. Quasi als Versprechen an die Wähler.

Viktor Orbáns schöne neue Fussballwelt

15. Oktober 2013

Neue Stadien, Millionen für Vereine: Ungarns Regierungschef will sein Land zur Fussball-Supermacht machen. Doch die Leistung des Nationalteams bleibt bescheiden.

Das Ergebnis war ein Schock für das ganze Land. Mit 1:8 verlor Ungarn am Freitagabend in Amsterdam den Qualifikationsmatch für die WM 2014 gegen die Niederlande. Die Ungarn liegen nun in ihrer Gruppe an vierter Stelle, hinter Rumänien und der Türkei. Nur ein Wunder könnte sie jetzt noch nach Brasilien bringen. Ein Sieg beim Match gegen Andorra wird nicht reichen, es müssten auch die um den zweiten Gruppenplatz konkurrenzierenden Mannschaften haushoch verlieren.


Viktor Orbáns Landhaus, direkt neben der Baustelle des neuen Fussballstadions in Orbáns Geburtsort Felcsút. Foto: B. Odehnal 

«Beinahe hätte es mich übel erwischt»

12. Oktober 2013

Der ungarische Regisseur Róbert Alföldi klagt über die Gleichschaltung der ungarischen Kultur und über brutale rechtsextreme Attacken.

Mit Róbert Alföldi sprach Bernhard Odehnal in Budapest

Fünf Jahre waren Sie Direktor am Ungarischen Nationaltheater. Ende letzten Jahres wurde Ihr Vertrag nicht verlängert, und diesen Sommer mussten Sie gehen. Hätten Sie gern weitergemacht?

Natürlich. Mein Vertrag war abgelaufen, die Ausschreibung des Direktorenpostens geschah nach den Buchstaben des Gesetzes. Die Bewerbungen wurden aber auch von Leuten beurteilt, die bei meinem Nachfolger angestellt sind. Jetzt wird ein gutes Theater kaputt gemacht.

Ausgereist trotz Mordverdacht

11. Oktober 2013

Die rechte Hand des iranischen Parlamentspräsidenten soll in Wien drei Kurden ermordet haben. Diese Woche nahm er in Genf an einer Konferenz teil und reiste unbehelligt wieder aus.

Die Konferenz in Genf war gut besucht und hatte für die Gäste aus dem Iran offenbar grosse Bedeutung: Zur Tagung der Interparlamentarischen Union vom 7. bis 9. Oktober reiste sogar der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani an. Nach Genf brachte Larijani seinen langjährigen Bürochef Mohammed Jafari Sahraroodi mit. Sahraroodi soll 1989 anlässlich von Geheimverhandlungen mit drei Kurdenführern in Wien an deren Ermordung direkt am Verhandlungstisch beteiligt gewesen sein. Obwohl Sahraroodi verwundet und seine zwei mutmasslichen Mittäter verhaftet werden konnten, durften alle drei in den Iran zurückreisen. Seither wird Sahraroodi wegen des mutmasslichen Dreifachmordes international gesucht. Dennoch konnte er unbehelligt in die Schweiz ein- und wieder ausreisen.


Mohammed Jafari Sahraroodi (Bildmitte) in Genf. Foto: www.icana.ir

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