Wer einen Wasseranschluss will, muss zahlen
Die ungarische Stadt Ózd öffnet die Brunnen für Roma wieder – aber nur rund die Hälfte und mit stark gedrosseltem Durchfluss. Auch die von der Schweiz finanzierten Wasserleitungen werden die Roma-Häuser nicht erreichen.
Ferenc Bíró hat ein Fax von der Katastrophenbehörde bekommen: Die Hitzewarnung bleibt bestehen, auch in den nächsten Tagen sind in Ungarn Temperaturen bis zu 40 Grad zu erwarten. «Wir werden die Brunnen also offenhalten», sagt der Chef der Wasserwerke von Ózd: «Zumindest über das Wochenende. Danach muss der Bürgermeister entscheiden, ob sie wieder gesperrt werden.» Ózd liegt im Nordosten Ungarns, nahe der slowakischen Grenze. Die Industriestadt geriet in die Schlagzeilen, weil der Gemeinderat beschloss, öffentliche Brunnen stillzulegen oder zumindest die Wasser-Durchlaufmenge radikal zu drosseln.
Roma bekommen nur wenig Wasser: Der Chef der Wasserwerke Ózd, Ferenc Bíró (Mitte), kontrolliert einen Brunnen. Foto: B. Odehnal
Die Entscheidung traf ausschliesslich die 16 Roma-Quartiere der Kleinstadt, die in Ungarn «Segregate» genannt werden. Deren Häuser haben keinen Anschluss an das Wasserleitungsnetz, die Menschen müssen sich aus Brunnen versorgen. In der Siedlung Hétes beispielsweise hatten die 400 Bewohner zwei Brunnen. Einer wurde vergangene Woche ganz stillgelegt, ein anderer gedrosselt. Und das mitten in der Hitzewelle.