Tagesanzeiger

Der Schuss ging nach hinten los

27. Juni 2012

Adrian Nastase Rumäniens Ex-Premier muss ins Gefängnis. Ein Suizidversuch war offenbar nur vorgetäuscht.

Von Bernhard Odehnal

Besonders angeschlagen sieht er auf aktuellen Fotos nicht aus. Jedenfalls nicht wie ein Mann, der einen Suizidversuch knapp überlebt haben soll. Eher wie jemand, der nicht begreifen kann, dass er die nächsten Monate, vielleicht Jahre im Gefängnis verbringen soll. Rumäniens ehemaliger Premier Adrian Nastase ist soeben von einem Spital in die Krankenstation eines Bukarester Gefängnisses überstellt worden. Die Stahltüren schlossen sich hinter ihm. Erstmals sitzt damit ein osteuropäischer Ex-Regierungschef eine Freiheitsstrafe ab.

Himmlische Schwingungen über Budapest

2. Juli 2010

Die Ungarn suchen ihre Zukunft in einer obskuren Mythologie

Bernhard Odehnal, Budapest
 
Lange, düstere Gänge, wuchtige Kronleuchter, Statuen finster blickender Könige und Edelmänner: Das ungarische Parlament ist kein freundlicher Ort. Der wuchtige, neogotische Bau am Budapester Donauufer wirkt abweisend von aussen und einschüchternd im Inneren. Hier hat sich die Elite ein Denkmal ihrer Macht gesetzt und das Zentrum dieser Macht ist – eine Krone. Unter der riesigen Kuppel ist sie in einer Vitrine ausgestellt, mit Zepter und Schwert. An manchen Tagen werden diese Relikte einer längst vergangenen Epoche von Soldaten bewacht. Sie tragen die grünen Husarenjacken der ehemaligen königlichen Leibgarde, in der Hand die blanken Säbel. Die Stephanskrone ist für viele Ungarn mehr als ein wertvolles Stück Metall. Sie ist eine magische Kraft, ein Heiligtum, sie ist Symbol für die Einheit des Landes, sie soll sogar den Weg in die Zukunft weisen.

Stirb langsam - auf die ungarische Art

25. Juni 2012

Hollywood hat Budapest als Drehort entdeckt und einige Überraschungen erlebt: horrende Rechnungen, gestohlene Autos - und einen beherzten Einsatz der ungarischen Polizei.

Bernhard Odehnal, Budapest

Leicht hat es der Mann ja wirklich nicht im Leben: Bruce Willis musste schon mutterseelenallein gegen Geiselnehmer in einem Hochhaus, korrupte Söldner auf einem Flughafen, Terroristen in einer Schule und kriminelle Hacker im Internet kämpfen. Jetzt, in der fünften Folge der erfolgreichen Filmserie «Die Hard» (Stirb langsam), bekommt er es mit superbösen Russen zu tun. Aber weil Moskau weit weg, meistens kalt und immer unfreundlich ist, verlegte die Produktionsfirma den Dreh nach Budapest. Und bekam es dort mit einem Gegner zu tun, den nicht einmal Bruce Willis in Schach halten kann.

In den Händen des Sadisten

26. Juni 2012

Zehn Jahre verbrachte Walter Nowak im Kinderheim des Thurgauer Klosters Fischingen. Er erzählt von Folter und Missbrauch. Obwohl ein Fachgremium seine Schilderungen als glaubwürdig einstufte, verweigert ihm das Kloster eine Entschädigung.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Walter «Walo» Nowak. Foto: Heribert Corn

Walter «Walo» Nowak. Foto: Heribert Corn

Jetzt, nach 40 Jahren, kommt sogar die Geschichte mit den Kaninchen zurück. In letzter Zeit träumt Walter Nowak wieder von der Panik in den Augen der kleinen Tiere, kurz vor ihrem qualvollen Tod. Anfang der Siebzigerjahre musste sich Nowak mit seinen Mitschülern jeden Montagmorgen im Kloster Fischingen vor dem Terrarium mit Riesenschlangen aufstellen. Dann warf Pater S. ein weisses Kaninchen in den Glasbehälter. Ganz langsam zerdrückten die Reptilien ihre Beute. Die verängstigten Schüler mussten zusehen, niemand durfte sich abwenden. Und als das Tier gefressen wurde, erinnert sich Nowak, «sah ich in den Augen des Priesters Freude und Lust. Wie bei einem Orgasmus.»

Ein paar Scheine zu viel

29. Mai 2012

Tschechiens Polizei hat einen Korruptionsskandal rund um EU-Fördergelder aufgedeckt - und fand Beweise an ungewöhnlichen Orten.

Von Bernhard Odehnal, Prag

Es war nur eine unscheinbare Schachtel. Aus Karton. Gedacht für den Transport von Weinflaschen. Doch als die Polizisten die Verpackung öffneten, flatterten ihnen viele grüne Scheine entgegen. Insgesamt sieben Millionen tschechische Kronen (gut 333 000 Franken) fanden die Beamten vergangene Woche in dem Behältnis - und verhafteten sofort dessen Besitzer. Der ist kein Unbekannter in der tschechischen Politik: David Rath galt als Zukunftshoffnung der sozialdemokratischen Partei CSSD. Er war der bunte Vogel in der Masse grauer Politiker. Rhetorisch war der 46-jährige Arzt und ehemalige Gesundheitsminister seinen Parteikollegen so überlegen wie den politischen Konkurrenten. Dafür musste er auch Prügel einstecken - einmal nicht nur metaphorisch, sondern handfest.

Ein strenges Gesetz mit Löchern

22. Juni 2012

Die Schweiz und Österreich gehören zu den letzten Ländern ohne Regeln. Doch nun bewegt sich die Wiener Politik.

Mühsam waren die Verhandlungen. Viel Widerstand musste überwunden werden. Sowohl von Geldgebern wie von den -nehmern. Diese Woche aber konnten die Parteien doch ein Ergebnis präsentieren: eine Durchleuchtung der Parteienfinanzierung, die sich «international sehen lassen» könne und «europaweit vorbildlich» sei. Haben sich die Schweizer Parteien also doch bewegt? Wollten sie nicht länger als schwarze Schafe in Europa gelten? Aber nein, in Bern will der Bundesrat weiter keine Transparenz bei Parteispenden.

Revolutionär mit Steuerdomizil Zug

9. Mai 2012

Der kanadisch-österreichische Milliardär Frank Stronach verwaltet sein Vermögen in der Schweiz. Er sagt, sein Österreich stecke in der Korruptionskrise - mit seinen Millionen will er nun «eine politische Revolution» auslösen.

Von Bernhard Odehnal, Wien

So könne es mit Österreich nicht weitergehen, findet Frank Stronach. Das Land stecke in einer Korruptionskrise, das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik sei erschüttert. «Wir befinden uns auf keinem guten Weg. Ich möchte den Menschen die Augen öffnen», sagt Stronach. Die meisten Österreicher denken heute so oder ähnlich. Die Unzufriedenheit mit dem politischen System ist riesig, die Wutbürger werden lauter. Stronach verlangt aber nicht weniger als «eine Revolution für Österreich». Er hätte dafür zumindest die finanziellen Mittel.

Wiener Journalist verzeigt Roger Köppel

16. April 2012

Zuerst dachte Klaus Kamolz, das «Weltwoche»-Cover sei ein Internetscherz - bis er die Zeitschrift am Kiosk sah. Das Foto sei Rassismus, fand er und ging zur Polizei.

Von Bernhard Odehnal, Wien
 
Er habe das zuerst für einen Hoax im Internet gehalten, sagt Klaus Kamolz: eine Montage, mit der jemand zeigen will, wie schlimm es werden könnte. Aber nein. Als der Journalist gestern an einem Kiosk in der Wiener Innenstadt vorbeiging, sah er im Schaufenster die «Weltwoche» hängen, mit jenem Cover, das er tags zuvor im Netz noch als schlechten Scherz abgetan hatte.

Orban umgibt sich mit Jasagern

14. Mai 2012

Der ungarische Premier bestellt einen neuen Leiter für die IWF-Verhandlungen. Auch weitere Anhänger werden mit Posten belohnt.

Wenn der Internationale Währungsfonds demnächst wieder mit Ungarn verhandeln sollte, wird er in der ungarischen Delegation neue Gesichter sehen. Der bisherige Leiter des Verhandlungsteams, Tamas Fellegi, wurde von Regierungschef Viktor Orban abgezogen und durch den Finanzexperten Mihaly Varga ersetzt. An dem 47-jährigen Varga wird es nun liegen, die Verhandlungen mit dem IWF wieder in Schwung zu bringen. Zwar hat die EU-Kommission ihren Widerstand aufgegeben und die umstrittenen ungarischen Gesetze sowie den neuen Wirtschaftsplan mit neuen Massensteuern akzeptiert, der IWF sieht aber weiterhin die Unabhängigkeit der Nationalbank bedroht. Varga will die Verhandlungen am 1. Juni beginnen.

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