Österreich

Der Fränk schnallt sich nicht an

7. September 2013

Spitzenkandidat Frank Stronach nimmt es mit den Gesetzen in Österreich nicht so genau.

So geht es, wenn man im Auto sitzt. Und nicht aufpasst. Man fährt gegen die Wand. Und auch wenn es nur metaphorisch ist – es kann ganz schön wehtun. Das musste jetzt Frank Stronach erfahren, der Selfmade-Milliardär mit steirisch-kanadischem Akzent, der mit seinem Team bei den Wahlen in drei Wochen die österreichische Politik aufmischen will. Weil Stronach während einer vom österreichischen Fernsehen ORF gefilmten Autofahrt offen über seine Sympathie für die Todesstrafe plauderte, ist jetzt der Teufel los. Zum ersten Mal gehen seine Jünger vorsichtig auf Distanz zum «Fränk».

Liebe aus Verzweiflung

5. September 2013

Die rechtspopulistische FPÖ geht im Wahlkampf auf Kuschelkurs.

«Love is all you need»: Nach dem Motto der Beatles will Österreichs führender Rechtspopulist die Wahlen gewinnen. Mit dem Kreuz in der Hand ist HeinzChristian Strache, Vorsitzender der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), schon öfter aufgetreten. Jetzt aber hat es ihm die Bibel angetan. «Liebe deine Nächsten», fordert ein grinsender Strache auf Plakaten. Mit dem Nachsatz: «Für mich sind das die Österreicher.» Bis zu den Parlamentswahlen am 29. September wird Strache auf der «Nächstenliebe-Tour 2013» durchs Land fahren.

Ein schwieriger Moralist

30. August 2013

Der österreichische Regisseur Michael Haneke erhält den Zürcher Filmpreis für sein Lebenswerk.

Natürlich sei es angenehm, gelobt zu werden, sagte Michael Haneke unlängst dem österreichischen Nachrichtenmagazin «Profil»: «Anderseits fragt man sich amüsiert schon auch, ob man vielleicht etwas falsch gemacht habe, wenn einen plötzlich alle lieben.» Es ist wohl auch nicht direkt Liebe, die der Regisseur bekommt. Dafür ist sein Werk noch immer zu umstritten, dafür wirkt er selbst zu kühl und distanziert. Aber er wird anerkannt als einer der herausragenden Künstler in Europa. Und er wird ausgezeichnet: in Cannes, in London, in Berlin, in Los Angeles. Und jetzt auch in Zürich.

Hassorgien im Internet

31. August 2013

Die grüne Wiener Stadträtin Maria Vassilakou polarisiert wie keine andere österreichische Politikerin. Mit Konsequenzen für das ganze Land.

User Robert P. empfiehlt der Wiener Stadträtin, sie solle sich doch auf die Strasse legen und vom nächsten Linienbus überfahren lassen. Leser D. möchte sie im Tiergarten einsperren, Leser K. sofort in ihr Geburtsland Griechenland deportieren. So geht das nun jeden Tag, auf Facebook und in den Leserforen der Tageszeitungen. Keine österreichische Politikerin zieht so viele Emotionen auf sich wie die einzige Grüne in der Wiener Stadtregierung, Maria Vassilakou.

Frank Stronach verschweigt sein Schweizer Vermögen

29. August 2013

Der österreichische Milliardär und Neo-Politiker legt seine österreichische Steuerleistung offen, verschleiert aber seine Finanzkonstruktion in der Schweiz.

«Ich bin ein grosser Fisch in der Welt. Jeder will ein Stück von mir haben.» Mit dieser nicht gerade bescheidenen Selbsteinschätzung begann der kanadisch-österreichische Politiker Frank Stronach heute einen Auftritt in Wien. Der war eigentlich als Pressekonferenz angekündigt, in der Stronach seine Steuerunterlagen veröffentlichen werde. Tatsächlich wurde daraus jedoch, wie immer bei öffentlichen Auftritten Stronachs, eine knapp halbstündige Predigt über die Verkommenheit des politischen Systems und Stronachs Rettungsplan.

Der Fettnapf-Zehnkampf

1. Juli 2013

Österreichs Minister verpassen keine Gelegenheit, sich so richtig unbeliebt zu machen.

Jetzt hat also die Justizministerin die Führung übernommen. Das ist doch überraschend, denn Beatrix Karl galt eher als Kandidatin für das Mittelfeld. Anderseits: Warum nicht Karl? Bei einem so ungewöhnlichen Wettbewerb muss man immer mit Überraschungen rechnen: In der Österreichischen Volkspartei (ÖVP), der bürgerlichen Partei in der Regierungskoalition, kämpfen die Minister drei Monate vor den Parlamentswahlen um einen ausgefallenen Titel: Wer kann seinen Ruf am schnellsten und am gründlichsten ruinieren?

Schützenhilfe von Syngenta

3. Mai 2013

Die Österreichische Volkspartei will das Verbot von Pestiziden in der EU verhindern. Dabei hilft ihr ein Vertreter des Schweizer Produzenten.

Freunde hat Nikolaus Berlakovich in der Politik nicht mehr viele. Die Opposition fordert den Rücktritt des österreichischen Umwelt- und Landwirtschaftsministers (der sich offiziell «Lebensminister» nennen darf ), der sozialdemokratische Koalitionspartner spricht von einem «Skandal». Für die Grünen ist Berlakovich ein «Industrielobbyist».

Grund für den Ärger sind die Bienen. Am Montag stimmten Vertreter der EULänder über ein Verbot dreier Pflanzenschutzmittel, sogenannter Neonikotinoide, deren Einsatz für das Bienensterben verantwortlich gemacht wird. Hergestellt werden die Mittel vom deutschen Konzern Bayer und der Schweizer Syngenta. In Brüssel waren 15 Länder für das Verbot und 8 dagegen. Unter Letzteren ist Österreich.

Die letzte Bastion wankt

10. April 2013

Österreich will nach einigem Hin und Her nun doch nicht um jeden Preis am Bankgeheimnis festhalten. Gemeinsam mit Luxemburg will das Land in der EU den automatischen Informationsaustausch verhandeln.

Eine politische Vorreiterrolle wollte Österreich in der Europäischen Union nie spielen. Lieber wartet man ab, was in Berlin oder Paris entschieden wird und wie sich der Wind in Brüssel dreht. So ganz allein stehen, gegen die 26 anderen Mitgliedsstaaten: Das gefällt den Österreichern am wenigsten. In Wien läuteten deshalb alle Alarmglocken, als am vergangenen Wochenende die Luxemburger Regierung ihren Widerstand gegen den automatischen Informationsaustausch bei Kontodaten aufgab. Der letzte Bündnispartner in der EU bei der Verteidigung des Bankgeheimnisses war umgefallen.

Er durchleuchtet das berühmteste Orchester

14. März 2013

Der Schweizer Historiker Fritz Trümpi deckt die Nähe der Wiener Philharmoniker zu den Nazis auf.

Die Dreharbeiten für die TV-Dokumentation sind abgeschlossen, die Präsentation in der Wiener Staatsoper ging gut über die Bühne. Jetzt kommen die Interviewanfragen. Und der Beitrag für den britischen «Guardian» muss auch noch geschrieben werden. Wenn man jahrelang in Archiven forscht oder einsam vor dem Computer sitzt, kann öffentliches Interesse ziemlich anstrengend werden. Die vergangenen Tage seien spannend gewesen, sagt Fritz Trümpi, «aber ich habe nichts dagegen, wenn der Trubel nachlässt».


Fritz Trümpi. Foto: B. Odehnal

Der Messias aus Niederösterreich

1. März 2013

Er ist die graue Eminenz der österreichischen Regierung und absoluter Herrscher in seinem Bundesland. Jetzt will Erwin Pröll seine Wiederwahl mit beispiellosem Personenkult sichern. 

«Jetzt alle zusammen: Erst singen. Und bei der dritten Strophe die Schals schwingen!» Mahnend deutet der Moderator auf die Kamera: «Wir zoomen durch Sitzreihen – und wir sehen genau, wer nicht mitmacht.» So viel Überwachung wäre gar nicht nötig. Alle grölen brav zur Melodie der Village People mit. Statt «Go West» heisst es jetzt: «Steh auf – für Niederösterreich, geh raus – für Niederösterreich». Erwin Prölls Auftritte werden wie US-amerikanische Parteikonvente inszeniert. So auch hier, in der Waldviertler Kleinstadt Waidhofen an der Thaya: mit Fanfaren und Lichtshow, Einpeitschern und Schlachtgesängen.


Junge Parteisoldaten in Waidhofen an der Thaya. Foto: B. Odehnal

Seiten

Subscribe to RSS - Österreich