Der naive Traum vom Bewältigen der Geschichte
Ein Zürcher Filmproduzent möchte eine slowakische Kleinstadt an ihre jüdische Vergangenheit erinnern. Und stösst auf überraschend grossen Widerstand.
Der Saal ist voll, doch Peter Scheiner ist enttäuscht. Weder der Museumsdirektor noch sein alter Freund, der Vizebürgermeister, sind gekommen. «Es interessiert sie nicht», murmelt der Zürcher Filmproduzent, «obwohl es ihre eigene Vergangenheit ist.» So zeigt Scheiner den Film, den er zusammen mit seiner Frau Susanne gedreht hat, im ungarischen Gymnasium der slowakischen Kleinstadt Komarno vor hundert Schülern und ihren Lehrern. «Naive Träume» heisst die halbstündige Dokumentation über eine kleine jüdische Gemeinde, die dem Untergang trotzt. Scheiner möchte den Menschen von Komarno ihre vergangene und jetzige Geschichte zeigen und dabei erfahren, «wie viel sie davon überhaupt wissen».
Ein tiefer Bückling kann nie schaden
In Österreich möchte ein Habsburger die Adelstitel wieder einführen.
Im Dienste des finsteren Fürsten
Wie ich mithalf, die Demokratie in Österreich zu zerstören.
Es ist Zeit für eine Entschuldigung. Österreichs Demokratie durchlebt gerade dunkle Stunden. Das Vertrauen der Österreicher in die Parteien ist zerstört, der Parlamentarismus nachhaltig beschädigt. Die Axt führt aber nicht ein primitiver Rechtspopulist, sondern ein Vertreter der Regierungspartei SPÖ, ein redegewandter Intellektueller mit einem Faible für französische Kultur. Er heisst Josef Cap - und dass er heute an der Spitze der sozialdemokratischen Fraktion im Wiener Parlament sitzt und von dort aus sein Werk der Zerstörung vollziehen kann, daran bin ich nicht ganz unschuldig. Ich hatte es damals gut gemeint. Heute kann ich mich nur mehr entschuldigen.
Bye bye, Betonspange
Ein zentrales Bauwerk für die Ski-WM 2013 missfällt dem ÖSV-Präsidenten - und muss weg.
Ungarn hofft im Streit mit Armenien auf Schweizer Hilfe
Budapest hat einen Mörder aus Aserbeidschan freigelassen und damit Armenien brüskiert. Jetzt soll die Schweiz vermitteln.
Von Bernhard Odehnal und Luciano Ferrari
«Das ist nicht unser Konflikt», erklärte Ungarns Regierungschef Viktor Orban unlängst in einem Radiogespräch: «Wir sollten uns da raushalten.» Zu spät. Ungarn ist bereits mittendrin im kriegerischen Konflikt zwischen den beiden Kaukasusstaaten Aserbeidschan und Armenien. Und es sieht nicht so aus, als könnten sich die Ungarn schnell wieder aus dieser misslichen Lage befreien. Die armenische Regierung hat die diplomatischen Beziehungen abgebrochen, in vielen Ländern fanden Kundgebungen armenischer Exilgemeinden vor ungarischen Botschaften statt.
Alle gegen die Aufdeckerin
In Österreich verteidigt die Grüne Gabriela Moser den Korruptionsausschuss im Parlament. Die anderen Parteien fordern ihren Kopf.
Man könnte meinen, die Zukunft des Parlamentarismus in Österreich hänge derzeit alleine an einer Frau. Besser gesagt: an ihrem Rücktritt. «Sie kann es nicht», «sie muss weg» - darin sind sich die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP ausnahmsweise mit den rechtspopulistischen Oppositionsparteien FPÖ und BZÖ einig. Mit «sie» ist Gabriela Moser gemeint, Abgeordnete und Verkehrssprecherin der Grünen, seit Januar 2012 Vorsitzende jenes parlamentarischen Ausschusses, der die grossen Korruptionsfälle der vergangenen zehn Jahre untersuchen soll.
Mut sieht anders aus
Missbrauch: Das Kloster Fischingen lässt die Vorwürfe untersuchen.
Das Thurgauer Kloster Fischingen will Licht ins Dunkel bringen. Vor knapp drei Monaten berichtete der TA zum ersten Mal über die Vorwürfe des ehemaligen Zöglings Walter Nowak, er sei im Kinderheim in den 60er- und Anfang der 70er-Jahre von einem Pater geschlagen und sexuell missbraucht worden. Jetzt will der Trägerverein des Klosters, der Verein St. Iddazell, die Vorwürfe von einer unabhängigen Stelle untersuchen lassen. Das klingt nach einem mutigen Schritt.
Orban brüskiert den Währungsfonds
Ungarns Premier hat Bedingungen für einen IWF-Kredit abgelehnt. Der Versuch, in Aserbeidschan einen potenten Partner zu gewinnen, endete aber bereits in einem Desaster.
Von Bernhard Odehnal, Wien
Viktor Orban zeigte wieder einmal gutes Gespür für die richtige Inszenierung. Mit aufgerollten Hemdsärmeln, ernstem Blick und Sorgenfalten auf der Stirn stellte er sich vergangene Woche vor eine wackelige Handkamera und teilte den Zusehern mit, dass Ungarn niemals die neuen Bedingungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) akzeptieren könne. Die Absage des ungarischen Regierungschefs erschien exklusiv auf seiner Facebook-Seite und liess Freunde und Gegner etwas ratlos zurück.
Koller entdeckt das österreichische Sieger-Gen
Österreich fühlt sich stark genug, um heute Erzrivale Deutschland zu schlagen.
Österreichs Captain Christian Fuchs hat ein «sehr gutes Gefühl», Mittelfeldspieler Veli Kavlak tippt auf einen 2:1-Sieg, und der ehemalige Nationalspieler Hans Krankl glaubt sogar an einen 3:2-Erfolg. Das Selbstbewusstsein der Österreicher vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland heute Abend in Wien (20.30 Uhr) kennt kaum Grenzen. Bestätigt werden sie durch deutsche Medien, die sich über die «Angst vor den Ösis» (so die «Bild») wundern und der österreichischen Mannschaft «echte Typen» zugestehen.
Ungarische Roma gründen Schutztruppe gegen Rechtsextreme
In der südungarischen Stadt Pécs hat ein Vertreter der Roma-Minderheit die Gründung einer eigenen Schutztruppe bekannt gegeben. Ferenc Bagó will 400 Mitglieder für seine Gruppe rekrutiert haben und sie auf bis zu 8000 Mann aufstocken. Aufgabe der Truppe soll der Schutz von Roma, Juden und anderen Minderheiten vor Übergriffen der rechtsextremen Ungarischen Garde sein - so lange, bis die Polizei eingreift. Bagó nennt sich auch «Hauptmann Daflics», hat eine Glatze und die Figur eines Bodybuilders. Er lässt sich in schwarzem T-Shirt und fingerlosen Lederhandschuhen fotografieren, auf einem Bild ist er mit Schwert zu sehen. Er betont jedoch den friedfertigen Charakter seiner Truppe. Den von ungarischen Medien verwendeten Ausdruck «Roma-Garde» lehnt er auf seiner Facebook-Seite ab: «Wir sind eine Friedenstruppe. Wir Ungarn sitzen alle in einem Boot. Zigeuner und Nichtzigeuner!»
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