Tagesanzeiger

Das «Negerkonglomerat» war selbst der eigenen Partei zu viel

8. April 2014

Der österreichische EU-Abgeordnete Andreas Mölzer hetzte gegen die EU. Jetzt muss er auf die Spitzenkandidatur für die FPÖ bei der Europawahl verzichten.

Ein Veranstaltungssaal in Wien, Mitte Februar 2014: Die extrem rechte FPÖ-Politikerin Barbara Rosenkranz stellt ihr Buch «Wie das Projekt EU Europa zerstört» vor. Auf dem Podium sitzt neben Rosenkranz auch der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer und der sagt in seiner direkten Art sofort seine Meinung: Eine Diktatur sei die EU, «dagegen war das Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal». Ausserdem müsse sich die EU fragen, ob sie ein «Negerkonglomerat» sei, beherrscht von einer Bande von Lobbyisten.

«Ich möchte mich unabhängig bewegen»

4. April 2014

Dunja Mijatovic, OSZE-Beauftragte für Medienfreiheit, beklagt die Behinderung der Presse auf der Krim. Mit der Mission des Schweizer Sondergesandten Tim Guldimann habe ihre Arbeit nicht direkt zu tun.

Mit Dunja Mijatovic sprach Bernhard Odehnal in Wien

 

Dunja Mijatovic: Die OSZE-Diplomatin stammt aus Sarajevo, seit 2010 arbeitet sie in der Wiener Zentrale der OSZE als Beauftragte für Medienfreiheit. Foto: OSZE

Haben die Menschen auf der Krim Zugang zu unabhängigen Medien?

Sicher nicht in der Breite und Verschiedenheit, wie es wünschenswert wäre. Staatliche und private ukrainische Sender wurden von einem Tag auf den anderen geschlossen und durch staatliche russische Medien ersetzt.

Die Bewohner der Krim bekommen derzeit nur Nachrichten aus russischen Kanälen?

Die terrestrischen Radio- und Fernsehprogramme kommen alle aus Russland. Im Internet gibt es weiter ein breit gefächertes Nachrichtenspektrum. Nur konsumiert die Mehrheit der Bevölkerung jene Medien, die sie am einfachsten bekommt. Das sind die russischen.

Massendemo für Viktor Orban

31. März 2014

Die ungarische Opposition glaubt selber nicht mehr an einen Sieg gegen den übermächtigen Premier.

Es war das Wochenende der Massenkundgebungen in Budapest. Am Samstag marschierten über 400 000 Menschen zum Heldenplatz, um dort die Wahlkampfrede von Premierminister Viktor Orban zu hören. Gestern rief dann die vereinigte linke und liberale Opposition zur letzten Grosskundgebung vor den Parlamentswahlen am 6. April. Den Reden des sozialistischen Spitzenkandidaten Attila Mesterhazy sowie der ehemaligen Regierungschefs Ferenc Gyurcsany und Gordon Bajnai hörten etwa 50 000 Sympathisanten zu. Nur die rechtsextreme Jobbik verzichtete auf einen Auftritt.

Matthias Hartmann droht in Zürich die härtere Strafe als in Wien

19. März 2014

In der Schweiz könnte die Nachsteuer eine halbe Million Franken betragen.

Von Bernhard Odehnal und Thomas Knellwolf, Wien/Zürich

Waren es 233 000 Euro, wie die österreichische «Presse» schrieb? Oder sogar 363 000 Euro, wie ein Rechtsberater der Burgtheater-Holding vermutete? Oder nur 180 000 Euro, wie die Anwälte von Matthias Hartmann behaupteten? Die Summe von Vorbereitungshonoraren und Rechteabgeltungen, die Matthias Hartmann noch als Intendant des Zürcher Schauspielhauses vom Wiener Burgtheater zugesprochen bekam, bleibt unklar. Klar ist aber, dass er eine grössere Summe (noch) nicht versteuert hat. Am Montag zeigte sich der mittlerweile entlassene Burgtheater-Direktor über Schweizer Steuerberater in der Schweiz und in Österreich an.

Matthias Hartmanns Selbstanzeige kommt wohl zu spät

18. März 2014

Der Ex-Theaterchef zeigt sich in Zürich und in Wien selber an. Die mutmassliche Steuerhinterziehung war vermutlich bereits entdeckt.

Von Bernhard Odehnal und Thomas Knellwolf, Wien/Zürich

Der Ex-Direktor des Wiener Burgtheaters und Ex-Intendant des Zürcher Schauspielhauses, Matthias Hartmann, hat eine Steuerschuld in nicht unbeträchtlicher Höhe. Er hat gemäss seinen Anwälten eine sechsstellige Euro-Summe wegen einer «Fehleinschätzung», die er «bedauert», noch nicht versteuert. Gestern gaben seine Rechtsvertreter in Wien bekannt, dass Hartmann die Steuerbehörden in Österreich und der Schweiz kontaktieren lassen habe, damit sie den «Zeitpunkt des steuerlich relevanten Zuflusses» klären könnten. Hartmann reagiert damit auf einen TA-Artikel vom Samstag und auf Berichte in österreichischen Medien. Es geht um Geld, das er von der Wiener Burg als Vorbereitungshonorar bekam, während er noch am Zürcher Schauspielhaus arbeitete.

Ein Theaterdirektor ohne Konto, viel Bargeld und eine Steuerfrage

15. März 2014

Ex-Schauspielhaus-Chef Matthias Hartmann bekam bei seinem Wechsel ans Wiener Burgtheater rund 350 000 Franken bar auf die Hand. Es fragt sich, wie er die Summe versteuert hat.

Von Bernhard Odehnal und Thomas Knellwolf, Zürich/Wien

Das Wiener Burgtheater steckt in der schwersten Krise seiner Geschichte. Das grösste und bedeutendste Sprechtheater im deutschen Sprachraum hat Schulden von 8,3 Millionen Euro. Theaterdirektor Matthias Hartmann, der im Sommer 2009 vom Zürcher Schauspielhaus an die Wiener Burg gewechselt hatte, wurde am Dienstag fristlos entlassen. In Rechtsgutachten werden ihm nicht nachvollziehbare Buchhaltung und fehlende interne Kontrolle vorgeworfen. Hartmann hatte für die chaotischen Zustände seine im November entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky verantwortlich gemacht. Jetzt droht dem Theater auch eine Steuernachzahlung über 5 Millionen Euro.

Die Revolution ist bunt, nicht braun

1. März 2014

In der Protestbewegung des Maidan sind die Rechtsextremen eine kleine Minderheit. Die Brandreden in Moskau provozieren erst jenen «ukrainischen Faschismus», vor dem die Russen jetzt schon warnen.

Ein bemerkenswertes Dokument steht seit gestern auf der Website der israelischen Botschaft in Kiew: «Der Botschafter Israels in der Ukraine, Reuven El Din, traf am 26. Februar 2014 die Führung der Bewegung ‹Rechter Sektor› und deren Anführer Dmitro Jarosch.» Bei dem Treffen habe die Bewegung betont, dass sie jede Form des Chauvinismus und der Fremdenfeindlichkeit ablehne: «Alle negativen Erscheinungen, insbesondere Antisemitismus, werden vom ‹Rechten Sektor› nicht nur nicht unterstützt, sondern auch in Zukunft mit allen gesetzlichen Mitteln bekämpft.»


Der Tag danach auf dem Kiewer Maidan. Foto: B. Odehnal

Zürcher Graffiti auf Wiener Hauswänden

15. Februar 2014

Der Schweizer Sprayer mit dem Pseudonym Puber lebt seit einiger Zeit in Wien und hinterlässt dort Nacht für Nacht seine Zeichen. Das ärgert nebst Lokalpolitikern und der Polizei auch die lokale Graffiti-Szene.

Ein städtischer Kindergarten im Wiener Bezirk Mariahilf: Liebevoll malten die Kinder gelbe Blumen und putzige bunte Häuser auf die weisse Aussenwand. Nur wenig ist davon noch zu sehen. Die kindliche Landschaft ist fast vollständig von Graffiti bedeckt. Einem privaten Kindergarten im Nachbarbezirk Neubau ging es ähnlich. Die Kinder bemalten eine Begrenzungsmauer zur Strasse. Jetzt ist die Malerei unter fünf gesprayten Buchstaben verschwunden. «Puber»: Das Wort ohne Bedeutung ist auf Hauswänden und Haustoren, auf Trams und S-Bahn-Zügen, auf Schaufenstern und Feuermauern zu lesen. Manchmal als dünnes «Tag», wie eine Signatur in der Sprache der Sprayer heisst, manchmal als dick aufgetragenes Graffito. Noch nie war ein einzelner Schriftzug so präsent in Wien. Sein Urheber kommt aus der Schweiz.


Alle Menschen sollten seinen Namen sehen, sagt Puber. Foto: B. Odehnal

Ungarn tut sich schwer mit dem Holocaust-Gedenkjahr

28. Januar 2014

Präsident Janos Ader hat sich zur ungarischen Mitschuld an der Vernichtung der Juden bekannt. Trotzdem gibt es Kritik aus dem In- und Ausland.

Von Bernhard Odehnal, Wien 70 Sekunden lang blieben gestern Abend in Ungarn die Radio- und Fernsehgeräte stumm. Die Regierung hatte zu diesem Moment des Trauerns aufgerufen, um der Opfer des Holocausts zu gedenken. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. 2005 wurde dieser Tag zum internationalen Gedenktag erklärt. Dieses Jahr nahm an der Feier in Auschwitz auch der Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter teil.

Sie versperren den Frauen den Zugang zur Praxis

13. Januar 2014

In Österreich arbeiten die Abtreibungsgegner mit unzimperlichen Methoden.

Der in der Schweizer Abstimmungszeitung zitierte Dietmar Fischer leitet den österreichischen Zweig der amerikanischen Organisation Human Life International (HLI), die für ihre unzimperlichen Kampagnenmethoden gegen Abtreibungen bekannt ist. In Österreich kaufte HLI Wohnungen oder Büros direkt neben Ambulatorien für Schwangerschaftsabbrüche und stellte dort Fotos von Föten und Babys aus, um Frauen von Abtreibungen abzuhalten.

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