Selbst das Sandwich ist Swiss made
Der Leo Express von Stadler Rail absolviert in Tschechien Testfahrten mit Passagieren. Beworben wird die Schweizer Qualität der neuen Privatbahn.
Kaum hat der Zug den Prager Hauptbahnhof verlassen, beginnt Fadi Khairallah schon seinen ersten Inspektionsgang. «Darf ich Sie kurz stören?», fragt er die Reisenden und will von ihnen wissen, wie die Sitze, das Klima, der Service gefallen. Oder stört sie etwas? Hätten sie Ideen für Verbesserungen? Ja, die Klimaanlage sei etwas zu kalt eingestellt, «das verbessern wir noch».

Stadler-Zug ohne Passagiere
Stadler Rail lieferte einem jungen tschechischen Bahnunternehmen fünf Züge. Doch fehlende Dokumente verhinderten die gross angekündigte erste Fahrt.
Es sollte ein grosses Ereignis werden. Eine Demonstration, was moderne Schweizer Eisenbahntechnik in Kombination mit tschechischem Service leisten kann. Dazu lud die Firma Leo Express für gestern Mittwoch nicht nur Journalisten, sondern auch zahlendes Publikum zu einer Sonderfahrt im neuen Triebzug der Firma Stadler Rail von Prag über Pardubice und Olomouc nach Ostrava. Die Einladungen waren verschickt, der Fahrplan organisiert. Nur ein kleines Detail fehlte: die Genehmigung des Verkehrsministeriums für die eleganten schwarz-goldenen Züge.
Foto: Leo Express
Der rote Stern wurde zur Kirsche
Osteuropa: In der Krise feiern kommunistische Parteien und Konzepte eine unerwartete Renaissance.
Von Bernhard Odehnal, Wien
Die tschechische Republik erlebte am letzten Wochenende eine erstaunliche politische Wende, die im Rest Europas kaum beachtet wurde. Bei den Regionalwahlen errang die kommunistische Partei (KSCM) in den Landkreisen Usti (Aussig) und Karlovy Vary (Karlsbad) die relative Mehrheit und erhebt nun den Anspruch, die Regionalregierungen dort zu bilden. Auch in den anderen Kreisen schnitten die Kommunisten gut ab, während die bürgerlichen Regierungsparteien von den Wählern abgestraft wurden. Bei den gleichzeitig durchgeführten Wahlen für den Senat, das tschechische Oberhaus, schafften es 13 kommunistische Kandidaten in die Stichwahl. Gemeinsam mit den ebenfalls siegreichen Sozialdemokraten haben die Kommunisten nun die Mehrheit in den Kreisvertretungen und nach dem zweiten Wahlgang kommenden Sonntag vermutlich auch im Senat.
Ein paar Scheine zu viel
Tschechiens Polizei hat einen Korruptionsskandal rund um EU-Fördergelder aufgedeckt - und fand Beweise an ungewöhnlichen Orten.
Es war nur eine unscheinbare Schachtel. Aus Karton. Gedacht für den Transport von Weinflaschen. Doch als die Polizisten die Verpackung öffneten, flatterten ihnen viele grüne Scheine entgegen. Insgesamt sieben Millionen tschechische Kronen (gut 333 000 Franken) fanden die Beamten vergangene Woche in dem Behältnis - und verhafteten sofort dessen Besitzer. Der ist kein Unbekannter in der tschechischen Politik: David Rath galt als Zukunftshoffnung der sozialdemokratischen Partei CSSD. Er war der bunte Vogel in der Masse grauer Politiker. Rhetorisch war der 46-jährige Arzt und ehemalige Gesundheitsminister seinen Parteikollegen so überlegen wie den politischen Konkurrenten. Dafür musste er auch Prügel einstecken - einmal nicht nur metaphorisch, sondern handfest.
Roma wurden zu Unrecht als Sündenböcke abgestempelt
Ein angeblicher Überfall von Roma auf einen Jungen provozierte in Tschechien rassistische Proteste. Jetzt stellt sich heraus: Der Überfall war erfunden.
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