Die Marketingmaschine Red Bull

16. Oktober 2012

Über eine Milliarde Euro steckt Getränkeproduzent Dietrich Mateschitz jedes Jahr in Marketingaktionen. Mit dem Projekt Stratos ist er nun in neue Werbewelten vorgedrungen.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Für den Getränkehersteller Dietrich Mateschitz muss der 14. Oktober ein ganz besonderer Festtag gewesen sein. Besser kann es für den Salzburger Mitbesitzer des Energydrinks Red Bull gar nicht mehr laufen. Erst fahren die Wagen des Bullen-Teams im Formel-1-Grand-Prix von Südkorea auf die Plätze 1 und 2. Und danach gelingt Felix Baumgartner in der Wüste von New Mexico nach fünf Jahren Vorbereitung der Sprung aus der Stratosphäre.

Franks Reich

11. Oktober 2012

Milliardär Frank Stronach hat sein Vermögen in der Schweiz und seine Firmen auf der ganzen Welt. Jetzt steigt der 80-Jährige in die österreichische Politik ein - und verstört mit seinen Auftritten Gegner und Freunde.

Von Bernhard Odehnal, Wien

 «Das ist ein sehr wichtiger Tag, der in die Geschichte Österreichs eingehen wird. Und ich glaube auch, dass das in die Geschichte der Welt eingehen wird.»

Frank Stronach strahlt. Er hat zur Präsentation seiner neuen Partei in die Orangerie des Wiener Barockschlosses Schönbrunn geladen, und viele sind gekommen: Kamerateams, Radioreporter, schreibende Journalisten aus dem In- und Ausland. Doch wer an diesem sonnigen Septembertag eine Pressekonferenz mit Fragen und Antworten erwartete, der wurde enttäuscht. Eine halbe Stunde steht der 80-jährige Milliardär auf der Bühne und lehrt den Journalisten sein Weltbild. Fragen? Sind nicht gestattet. Autogramme gibt Stronach gern.

Pneustechen im Gucci-Kostüm

9. Oktober 2012

Wiens Bürgertum probt den Aufstand gegen Parkplatzgebühren.

Das Wiener Quartier Währing war bis jetzt nicht gerade für seinen aufständischen Charakter bekannt. Der 18. Bezirk im Westen der Stadt ist Zentrum des Wiener Bürgertums, hier geht man am Sonntag noch zur Kirche, hier laden Hofratsgattinnen noch zum Salon mit Hausmusik, hier hat die konservative Volkspartei noch eine Mehrheit. Doch jetzt gärt und brodelt es im Bezirk.

Der naive Traum vom Bewältigen der Geschichte

2. Oktober 2012

Ein Zürcher Filmproduzent möchte eine slowakische Kleinstadt an ihre jüdische Vergangenheit erinnern. Und stösst auf überraschend grossen Widerstand.

Von Bernhard Odehnal, Komarno

Der Saal ist voll, doch Peter Scheiner ist enttäuscht. Weder der Museumsdirektor noch sein alter Freund, der Vizebürgermeister, sind gekommen. «Es interessiert sie nicht», murmelt der Zürcher Filmproduzent, «obwohl es ihre eigene Vergangenheit ist.» So zeigt Scheiner den Film, den er zusammen mit seiner Frau Susanne gedreht hat, im ungarischen Gymnasium der slowakischen Kleinstadt Komarno vor hundert Schülern und ihren Lehrern. «Naive Träume» heisst die halbstündige Dokumentation über eine kleine jüdische Gemeinde, die dem Untergang trotzt. Scheiner möchte den Menschen von Komarno ihre vergangene und jetzige Geschichte zeigen und dabei erfahren, «wie viel sie davon überhaupt wissen».

Ein tiefer Bückling kann nie schaden

28. September 2012

In Österreich möchte ein Habsburger die Adelstitel wieder einführen.

Ulrich Habsburg will wieder adelig sein. Und das im Namen zeigen. Der Nachkomme des letzten Kaisers und ehemaliger Grün-Politiker in Kärnten findet, dass Österreich seine Adeligen schlecht behandelt, weil es ihnen das Tragen des «von» oder «zu» im Namen ebenso verbietet wie die Anrede «Graf» oder «Fürst». Das Verbot stammt aus dem Jahr 1919: Niemals wieder wollte die junge Republik eine Herrschaft der Blaublütigen zulassen. Deshalb verbot sie auch die Kandidatur der Habsburger für die höchsten Ämter im Staat.

Mit dem Schraubenschlüssel in die Politik

27. September 2012

Österreichs Protestwähler bekommen eine neue Heimat: Der Milliardär Frank Stronach präsentiert heute seine Partei.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Die Agglomeration im Süden Wiens ist nicht gerade für ihre Schönheit bekannt. Lagerhallen und Lärmschutzwände entlang sechsspuriger Autobahnen. Neben Ruinen alter Textilfabriken entstehen neue Fertighäuser, Baumärkte und Kreisel. Hinter dem Kreisel der Gemeinde Oberwaltersdorf aber liegt eine andere Welt, mit Villen im Südstaatenstil, künstlichem Teich und Golfplatz. Lautlos gleiten Elektrowägelchen über die Wege. Kein Autolärm, kein Kindergeschrei stört die Idylle.

Im Dienste des finsteren Fürsten

25. September 2012

Wie ich mithalf, die Demokratie in Österreich zu zerstören.

Von Bernhard Odehnal

Es ist Zeit für eine Entschuldigung. Österreichs Demokratie durchlebt gerade dunkle Stunden. Das Vertrauen der Österreicher in die Parteien ist zerstört, der Parlamentarismus nachhaltig beschädigt. Die Axt führt aber nicht ein primitiver Rechtspopulist, sondern ein Vertreter der Regierungspartei SPÖ, ein redegewandter Intellektueller mit einem Faible für französische Kultur. Er heisst Josef Cap - und dass er heute an der Spitze der sozialdemokratischen Fraktion im Wiener Parlament sitzt und von dort aus sein Werk der Zerstörung vollziehen kann, daran bin ich nicht ganz unschuldig. Ich hatte es damals gut gemeint. Heute kann ich mich nur mehr entschuldigen.

Orban arbeitet an seiner Wiederwahl

22. September 2012

Ungarns Regierungspartei will die Wahlkreise neu ziehen und die Wähler neu registrieren. Die Opposition sieht darin eine Verletzung der Verfassung.

Bernhard Odehnal, Budapest

Für die Abgeordneten der ungarischen Regierungspartei Fidesz wird ihr jüngster Gesetzesentwurf «das Tor der Demokratie ganz weit öffnen». Die Opposition hingegen wittert einen neuerlichen Anschlag auf die Demokratie und einen Versuch von Regierungschef Viktor Orban, sich die absolute Macht im Staat bei den nächsten Wahlen 2014 zu sichern - und zwar auch mit deutlich weniger Wählerstimmen als bei den Wahlen 2010. Es geht um das Wahlrecht und die Wahlorganisation: Fidesz hat diese Woche dazu ein ganzes Bündel an Gesetzesentwürfen im Parlament eingebracht und wird sie demnächst beschliessen.

Bye bye, Betonspange

21. September 2012

Ein zentrales Bauwerk für die Ski-WM 2013 missfällt dem ÖSV-Präsidenten - und muss weg.

Die Werbemaschine läuft bereits, der Ticketvorverkauf beginnt in diesen Tagen. Alles scheint bereit für die Ski-Weltmeisterschaft im steirischen Schladming, im Februar 2013. Alles - ausser einer Kleinigkeit, die aber leider mehrere Tonnen schwer und aus massivem Beton ist. Deren Entfernung sorgt nun für ordentliche Verstimmung unter Organisatoren und Einheimischen.

Ungarn hofft im Streit mit Armenien auf Schweizer Hilfe

18. September 2012

Budapest hat einen Mörder aus Aserbeidschan freigelassen und damit Armenien brüskiert. Jetzt soll die Schweiz vermitteln.

Von Bernhard Odehnal und Luciano Ferrari

«Das ist nicht unser Konflikt», erklärte Ungarns Regierungschef Viktor Orban unlängst in einem Radiogespräch: «Wir sollten uns da raushalten.» Zu spät. Ungarn ist bereits mittendrin im kriegerischen Konflikt zwischen den beiden Kaukasusstaaten Aserbeidschan und Armenien. Und es sieht nicht so aus, als könnten sich die Ungarn schnell wieder aus dieser misslichen Lage befreien. Die armenische Regierung hat die diplomatischen Beziehungen abgebrochen, in vielen Ländern fanden Kundgebungen armenischer Exilgemeinden vor ungarischen Botschaften statt.

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