Ausgereist trotz Mordverdacht

11. Oktober 2013

Die rechte Hand des iranischen Parlamentspräsidenten soll in Wien drei Kurden ermordet haben. Diese Woche nahm er in Genf an einer Konferenz teil und reiste unbehelligt wieder aus.

Die Konferenz in Genf war gut besucht und hatte für die Gäste aus dem Iran offenbar grosse Bedeutung: Zur Tagung der Interparlamentarischen Union vom 7. bis 9. Oktober reiste sogar der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani an. Nach Genf brachte Larijani seinen langjährigen Bürochef Mohammed Jafari Sahraroodi mit. Sahraroodi soll 1989 anlässlich von Geheimverhandlungen mit drei Kurdenführern in Wien an deren Ermordung direkt am Verhandlungstisch beteiligt gewesen sein. Obwohl Sahraroodi verwundet und seine zwei mutmasslichen Mittäter verhaftet werden konnten, durften alle drei in den Iran zurückreisen. Seither wird Sahraroodi wegen des mutmasslichen Dreifachmordes international gesucht. Dennoch konnte er unbehelligt in die Schweiz ein- und wieder ausreisen.


Mohammed Jafari Sahraroodi (Bildmitte) in Genf. Foto: www.icana.ir

Kleiderordnung muss sein!

8. Oktober 2013

Die Studenten in der ungarischen Kleinstadt Kaposvár gehen nackt zum Unterricht.

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch sich ordentlich anziehen muss. Und zwar richtig ordentlich. Keine Schlabberhemden, keine zerrissenen Jeans. Auf gar keinen Fall kurze Hosen oder Miniröcke. Und auch kein auffallendes Make-up, keine Flip-Flops an den Füssen, keine langen Haare oder Fingernägel und kein intensives Parfüm. Der gestrenge Rektor will es nicht und hat es deshalb verboten. Seit 1. Oktober ist das Verbot in Kraft.


Ferenc Szávai, Rektor der Uni Kaposvár, gefiel nicht,
was er sah. Foto: Universität Kaposvár

Und Frank lässt die Erde beben

4. Oktober 2013

Milliardär Frank Stronach enttäuschte bei Österreichs Wahlen. Nun ist er böse auf seine Partei.

In der Nacht auf gestern bebte die Erde in Ostösterreich. Lüster schwankten, Stühle fielen um, Gläser vom Tisch. Das Epizentrum lag südlich von Wien, wo der Milliardär und Parteigründer Frank Stronach eine Pferderennbahn mit Gastronomie und «Event Locations» in protzigem Neobarock errichten liess. Wo er von der bizarren Fontana-Siedlung zwischen Golfplatz und künstlichem Wasserfall sein «Team Stronach» lenkt. Immer getreu seiner «Goldenen Regel»: Wer das Gold hat, macht die Regeln.

Der Fränk schnallt sich nicht an

7. September 2013

Spitzenkandidat Frank Stronach nimmt es mit den Gesetzen in Österreich nicht so genau.

So geht es, wenn man im Auto sitzt. Und nicht aufpasst. Man fährt gegen die Wand. Und auch wenn es nur metaphorisch ist – es kann ganz schön wehtun. Das musste jetzt Frank Stronach erfahren, der Selfmade-Milliardär mit steirisch-kanadischem Akzent, der mit seinem Team bei den Wahlen in drei Wochen die österreichische Politik aufmischen will. Weil Stronach während einer vom österreichischen Fernsehen ORF gefilmten Autofahrt offen über seine Sympathie für die Todesstrafe plauderte, ist jetzt der Teufel los. Zum ersten Mal gehen seine Jünger vorsichtig auf Distanz zum «Fränk».

Liebe aus Verzweiflung

5. September 2013

Die rechtspopulistische FPÖ geht im Wahlkampf auf Kuschelkurs.

«Love is all you need»: Nach dem Motto der Beatles will Österreichs führender Rechtspopulist die Wahlen gewinnen. Mit dem Kreuz in der Hand ist HeinzChristian Strache, Vorsitzender der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), schon öfter aufgetreten. Jetzt aber hat es ihm die Bibel angetan. «Liebe deine Nächsten», fordert ein grinsender Strache auf Plakaten. Mit dem Nachsatz: «Für mich sind das die Österreicher.» Bis zu den Parlamentswahlen am 29. September wird Strache auf der «Nächstenliebe-Tour 2013» durchs Land fahren.

Tausend Jahre Einsamkeit

4. September 2013

Die Ungarn besiedelten die Donau-Tiefebene um das Jahr 900. Doch bis heute fühlen sie sich fremd und missverstanden in Europa. Sind sie wirklich anders? Ein Crashkurs in ungarischer Geschichte.

Székesfehérvár hat sich herausgeputzt. Die Strassen sind gewischt, die Häuser der ungarischen Kleinstadt mit Fahnen geschmückt. Der Premier kommt mit seiner gesamten Regierung, um der Heiligsprechung eines politischen Vorfahren im Jahr 1083 zu gedenken. Der heilige König Stephan (Szent István) habe die Nation vor dem Zerfall bewahrt, sagt Viktor Orbán: «Ohne ihn würden wir heute nicht hier stehen.»


Die Stephanskrone steht immer im Mittelpunkt: Die Edelausgabe der neuen ungarischen Verfassung, ausgestellt in der Nationalgallerie Budapest. Foto: B. Odehnal

Hassorgien im Internet

31. August 2013

Die grüne Wiener Stadträtin Maria Vassilakou polarisiert wie keine andere österreichische Politikerin. Mit Konsequenzen für das ganze Land.

User Robert P. empfiehlt der Wiener Stadträtin, sie solle sich doch auf die Strasse legen und vom nächsten Linienbus überfahren lassen. Leser D. möchte sie im Tiergarten einsperren, Leser K. sofort in ihr Geburtsland Griechenland deportieren. So geht das nun jeden Tag, auf Facebook und in den Leserforen der Tageszeitungen. Keine österreichische Politikerin zieht so viele Emotionen auf sich wie die einzige Grüne in der Wiener Stadtregierung, Maria Vassilakou.

Ein schwieriger Moralist

30. August 2013

Der österreichische Regisseur Michael Haneke erhält den Zürcher Filmpreis für sein Lebenswerk.

Natürlich sei es angenehm, gelobt zu werden, sagte Michael Haneke unlängst dem österreichischen Nachrichtenmagazin «Profil»: «Anderseits fragt man sich amüsiert schon auch, ob man vielleicht etwas falsch gemacht habe, wenn einen plötzlich alle lieben.» Es ist wohl auch nicht direkt Liebe, die der Regisseur bekommt. Dafür ist sein Werk noch immer zu umstritten, dafür wirkt er selbst zu kühl und distanziert. Aber er wird anerkannt als einer der herausragenden Künstler in Europa. Und er wird ausgezeichnet: in Cannes, in London, in Berlin, in Los Angeles. Und jetzt auch in Zürich.

Frank Stronach verschweigt sein Schweizer Vermögen

29. August 2013

Der österreichische Milliardär und Neo-Politiker legt seine österreichische Steuerleistung offen, verschleiert aber seine Finanzkonstruktion in der Schweiz.

«Ich bin ein grosser Fisch in der Welt. Jeder will ein Stück von mir haben.» Mit dieser nicht gerade bescheidenen Selbsteinschätzung begann der kanadisch-österreichische Politiker Frank Stronach heute einen Auftritt in Wien. Der war eigentlich als Pressekonferenz angekündigt, in der Stronach seine Steuerunterlagen veröffentlichen werde. Tatsächlich wurde daraus jedoch, wie immer bei öffentlichen Auftritten Stronachs, eine knapp halbstündige Predigt über die Verkommenheit des politischen Systems und Stronachs Rettungsplan.

Aufmarsch der Neonazis

26. August 2013

In acht tschechischen Städten sind Rechtsextreme aufmarschiert und riefen rassistische Parolen gegen die Roma. In Ostrava geriet die Lage ausser Kontrolle.

Zum «Nationalen Kampftag» hatten tschechische Neonazis den vergangenen Samstag erklärt. In acht grösseren Städten des Landes marschierten sie auf, um gegen angebliche Kriminalität der Roma zu protestieren und «Tschechien den Tschechen» zu fordern. Insgesamt gingen laut Polizei rund 1500 Personen auf die Strasse. In der Stadt Duchcov in Nordböhmen demonstrierte die rechtsradikale Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit, die bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Oktober kandidieren will. In den anderen Städten (unter anderem in Pilsen und Budweis) traten die im sogenannten Nationalen Widerstand organisierten Neonazis auf.

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