Wohltäter in eigener Sache

13. April 2013

Österreichs bestbezahlter Banker gibt einen Teil seiner Jahresgage zurück.

Zu Beginn dieser Woche fanden die Mitarbeiter der Österreichischen Raiffeisen Bank International auf ihren Computern ein Mail des Vorstandsvorsitzenden. Herbert Stepic kündigte eine Gehaltskürzung an, freilich nicht für die Belegschaft, sondern für sich selbst. Er verzichte auf 2 Millionen Euro, schrieb der Manager. Der 66-Jährige bezeichnete den unorthodoxen Schritt als «Akt der Solidarität» mit dem Unternehmen.

Namen sind für ihn bloss All und Rauch

11. April 2013

Der Weltraumspringer Felix Baumgartner verwechselt Rockstars - und begründet damit einen neuen Trend.

Man muss ihn nicht unbedingt mögen. Man kann einfach nur beeindruckt sein. Seit Felix Baumgartner, der coole Salzburger mit Wohnsitz in der Schweiz, im Auftrag eines Getränkeproduzenten im freien Fall vom Himmel stürzte, liegt ihm die Welt zu Füssen. Heute Rio, morgen New York, ein Abendessen mit Tom Cruise, dann zurück ins traute Heim am Bodensee («Check that out! I’m back in Switzerland!»). Das ist Jetset pur. Und das Schönste dabei: Baumgartners Fans können fast live dabei sein. Via Facebook lässt der Stratosphärenspringer alle, die es wollen, an seinen Abenteuern in der High Society teilhaben.

Die letzte Bastion wankt

10. April 2013

Österreich will nach einigem Hin und Her nun doch nicht um jeden Preis am Bankgeheimnis festhalten. Gemeinsam mit Luxemburg will das Land in der EU den automatischen Informationsaustausch verhandeln.

Eine politische Vorreiterrolle wollte Österreich in der Europäischen Union nie spielen. Lieber wartet man ab, was in Berlin oder Paris entschieden wird und wie sich der Wind in Brüssel dreht. So ganz allein stehen, gegen die 26 anderen Mitgliedsstaaten: Das gefällt den Österreichern am wenigsten. In Wien läuteten deshalb alle Alarmglocken, als am vergangenen Wochenende die Luxemburger Regierung ihren Widerstand gegen den automatischen Informationsaustausch bei Kontodaten aufgab. Der letzte Bündnispartner in der EU bei der Verteidigung des Bankgeheimnisses war umgefallen.

Franks falsche Jünger

8. April 2013

Kaum gegründet, versinkt die Partei des Milliardärs Frank Stronach schon im Chaos.

Eigentlich müsste Frank Stronach hoch zufrieden sein. Kein halbes Jahr ist die Partei des 80-jährigen Milliardärs mit österreichischer Staatsbürgerschaft und Wohnsitz in Kanada alt. Aber schon konnte sie ins Parlament und in zwei Landtage einziehen. Erstes durch politische Überläufer. Zweites durch überraschende Wahlsiege bei den Landeswahlen in Kärnten und in Niederösterreich.

Der nächste Erfolg wartet Ende April in Tirol auf das «Team Stronach». 6 bis 8 Prozent sollten laut Umfragen möglich sein. Alles bestens also für den alten Herrn, der sich als österreichischer Patriot bezeichnet, sein Geld aber lieber in der Schweiz versteuert?

Railjets nehmen doch keine Velos mit

30. März 2013

Der Einbau von Fahrradboxen in die Premiumzüge zwischen Zürich und Wien wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Eigentlich sollte der Umbau demnächst schon abgeschlossen sein. Ab Frühjahr 2013 hätten laut den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Premiumzüge Railjet mit einem Abteil zur Mitnahme von Velos unterwegs sein sollen. Die Pläne dazu waren im vergangenen Sommer präsentiert worden. Die Kombination von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln «ist uns ein wichtiges Anliegen», erklärte damals die Chefin des ÖBB-Personenverkehrs, Birgit Wagner.


Der Railjet bekommt vorerst kein Fahrradabteil. Foto: B. Odehnal

Jetzt aber ist alles wieder anders. Still und heimlich wurde der Einbau der Veloabteile auf unbestimmte Zeit verschoben. Sicher ist, dass auch in diesem Sommer in den am Tag aus der Schweiz nach Österreich verkehrenden Zügen keine Velos mitgenommen werden können.

Jetzt macht der Kinderkanal «Gehirnwäsche»

28. März 2013

Ungarns Regierung fürchtet sich vor dem deutschen Kinderfernsehen.

Heute, lieber Kinder, sprechen wir über Ungarn. Genauer: Wir sprechen über eine Fernsehsendung, die über Ungarn spricht. Nicht viel, eine Minute, aber das reicht, um eine ganze Regierung in Rage zu bringen, vom kleinen Pressesprecher bis zum allmächtigen Ministerpräsidenten.

Es geht um «Logo», die allabendliche Nachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals «Kika» von ARD und ZDF, der auch in Österreich und der Schweiz empfangen werden kann. In einem kurzen Beitrag hat «Logo» am 16. März das Problem mit der Verfassungsänderung in Ungarn und den Ärger darüber in der EU dargestellt: wie das Verfassungsgericht entmachtet wird und wie Ungarn die Medienfreiheit einschränkt. Das geschah mit Hilfe von Grafiken und einfachen, aber keineswegs einfältigen Erklärungen.

Die Hetze gegen Juden und Roma wird in Ungarn mit Orden belohnt

18. März 2013

Das Schneechaos in Ungarn verhinderte zwar die Kundgebungen zum Nationalfeiertag – aber nicht die Auszeichnung mehrerer Antisemiten.

«Das Leben normalisiert sich wieder», verkündet Ungarns Regierungschef Viktor Orban auf seiner Facebook-Seite. Dazu gibt es ein kurzes Video mit Schneepflügen und dankbaren Bürgern, die von Rettungskräften vorbildlich betreut werden. Tatsächlich kehrte gestern ein wenig Normalität zurück nach Ungarn. Die Sonne schien zeitweise, die Temperaturen stiegen auf ein paar Grad über null. Doch die Ereignisse der vergangenen Tage werden die Ungarn nicht so schnell vergessen und die Politik wohl noch länger beschäftigen.

Er durchleuchtet das berühmteste Orchester

14. März 2013

Der Schweizer Historiker Fritz Trümpi deckt die Nähe der Wiener Philharmoniker zu den Nazis auf.

Die Dreharbeiten für die TV-Dokumentation sind abgeschlossen, die Präsentation in der Wiener Staatsoper ging gut über die Bühne. Jetzt kommen die Interviewanfragen. Und der Beitrag für den britischen «Guardian» muss auch noch geschrieben werden. Wenn man jahrelang in Archiven forscht oder einsam vor dem Computer sitzt, kann öffentliches Interesse ziemlich anstrengend werden. Die vergangenen Tage seien spannend gewesen, sagt Fritz Trümpi, «aber ich habe nichts dagegen, wenn der Trubel nachlässt».


Fritz Trümpi. Foto: B. Odehnal

Ins Ausland, um in der Heimat leben zu können

12. März 2013

Die Caritas bringt in einem Pilotprojekt Rumäninnen und Rumänen zum temporären Pflegedienst in die Schweiz. László Mikola beginnt diese Woche seinen dreimonatigen Dienst im Kanton Zürich.

Zum Abschied bekommt László Mikola von der Projektleiterin ein weisses Kuvert mit einem Brief. Er hat ihn selbst geschrieben, zu Beginn des Intensivkurses, der ihn auf seinen Einsatz in der Schweiz vorbereitete. «Schreibt genau die Gründe auf, warum ihr ins Ausland wollt», sagte die Projektleiterin damals: «Und wenn ihr Heimweh bekommt oder an euch zweifelt, dann öffnet den Brief.» Mikola nimmt das Kuvert und steckt es in die Reisetasche, zusammen mit einem Foto seiner Frau und den beiden Töchtern. Dann steigt er in einen Car, der ihn aus dem östlichen Rumänien in die Schweiz bringt. Quer durch das immer noch tief verschneite Siebenbürgen, quer durch Ungarn und Österreich. 30 Stunden dauert die Fahrt.


László Mikola und seine Tochter Csengele in ihrem Heimatdorf Turia, Rumänien. Foto: B. Odehnal

Der Messias aus Niederösterreich

1. März 2013

Er ist die graue Eminenz der österreichischen Regierung und absoluter Herrscher in seinem Bundesland. Jetzt will Erwin Pröll seine Wiederwahl mit beispiellosem Personenkult sichern. 

«Jetzt alle zusammen: Erst singen. Und bei der dritten Strophe die Schals schwingen!» Mahnend deutet der Moderator auf die Kamera: «Wir zoomen durch Sitzreihen – und wir sehen genau, wer nicht mitmacht.» So viel Überwachung wäre gar nicht nötig. Alle grölen brav zur Melodie der Village People mit. Statt «Go West» heisst es jetzt: «Steh auf – für Niederösterreich, geh raus – für Niederösterreich». Erwin Prölls Auftritte werden wie US-amerikanische Parteikonvente inszeniert. So auch hier, in der Waldviertler Kleinstadt Waidhofen an der Thaya: mit Fanfaren und Lichtshow, Einpeitschern und Schlachtgesängen.


Junge Parteisoldaten in Waidhofen an der Thaya. Foto: B. Odehnal

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