Schweiz

Das Geld bleibt in der Kasse liegen

30. September 2014

Vor rund drei Jahren erhielt die nordungarische Region Kazincbarcika fast fünf Millionen Franken aus dem Schweizer Erweiterungsbeitrag. Wie wurden die Mittel verwendet? Eine Spurensuche.

Und wie geht es den Schweizer Projekten? «Fuh . . .», seufzt die zuständige Beamtin der ungarischen Kleinstadt Kazincbarcika. Und fügt nach mehreren Ähs und Öhs hinzu: «Es dauert halt alles länger als geplant.» – «Fuh . . .», seufzt auch der junge Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung Sajokaza: Das Geld sei da, aber Baufirmen hätten unbrauchbare Offerten eingereicht. Man müsse von vorn beginnen. «Schweizer Projekte? Welche Projekte?», wundert sich hingegen der Schulleiter in Sajokaza: «Hier haben wir davon nichts gemerkt.»


Noch immer nicht saniert: Das Barockschloss in Sajokaza. Foto. B. Odehnal

Ungarn ehrt den Schweizer Carl Lutz

23. April 2013

Mit einem Gedenkmarsch ist in Budapest an die Holocaustopfer und an den Schweizer Vizekonsul erinnert worden, der im Zweiten Weltkrieg viele Juden gerettet hatte. Neonazis störten den Anlass.

Der Anlass in Budapest beginnt mit einer Provokation. Während sich Zehntausende an diesem sonnigen Sonntagnachmittag unterhalb der Margaretenbrücke versammeln für den jährlichen Gedenkmarsch an die Holocaustopfer, hängen Neonazis ein Transparent über das Brückengeländer, das Israel auffordert, die Finger von Ungarn zu lassen. Es dauert nur zwei Minuten, bis beherzte Zuschauer den Neonazis das Transparent entreissen. Bis die ungarische Polizei zur Stelle ist, dauert es allerdings entschieden länger.


Agnes Hirschi auf dem Marsch der Lebenden in Budapest. Foto: B. Odehnal

Stadler Rail droht Millionenklage in Deutschland

21. Februar 2013

Die verspätete Auslieferung von Zügen des Typs Kiss bringt den Thurgauer Bahnhersteller und seine Kunden in Schwierigkeiten.

Ein Grossauftrag der russischen Staatsbahnen über 360 Millionen Franken, neue Aufträge in Deutschland und gute Chancen auf eine umfangreiche Bestellung in Ungarn: Das Jahr begann gut für den Ostschweizer Bahnbauer Stadler Rail. Vor allem die Doppelstockzüge des Typs Kiss («komfortable, innovative, spurstarke S-Bahn-Züge») sind sehr gefragt. Die Kiss-Züge werden unter anderem bereits von den SBB als Zürcher S-Bahnen und – als Fernverkehrsvariante – von der privaten Westbahn in Österreich eingesetzt. Bald sollen sie auch auf der Moskauer Flughafenbahn, im Grossraum Berlin, rund um Hannover und in Luxemburg fahren.

Ungarn hofft im Streit mit Armenien auf Schweizer Hilfe

18. September 2012

Budapest hat einen Mörder aus Aserbeidschan freigelassen und damit Armenien brüskiert. Jetzt soll die Schweiz vermitteln.

Von Bernhard Odehnal und Luciano Ferrari

«Das ist nicht unser Konflikt», erklärte Ungarns Regierungschef Viktor Orban unlängst in einem Radiogespräch: «Wir sollten uns da raushalten.» Zu spät. Ungarn ist bereits mittendrin im kriegerischen Konflikt zwischen den beiden Kaukasusstaaten Aserbeidschan und Armenien. Und es sieht nicht so aus, als könnten sich die Ungarn schnell wieder aus dieser misslichen Lage befreien. Die armenische Regierung hat die diplomatischen Beziehungen abgebrochen, in vielen Ländern fanden Kundgebungen armenischer Exilgemeinden vor ungarischen Botschaften statt.

Vor den verschlossenen Türen der Swiss Life

16. Juli 2012

Der Finanzdienstleister AWD ist mit Klagen von Kunden in Österreich und Deutschland konfrontiert. Eigentümerin Swiss Life blockt Fragen ab.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Etwas ratlos steht der Reporter vor der Zentrale von Swiss Life in Zürich. Hinein darf er nicht. Ein Manager der Versicherung kommt, sieht die Kamera und geht wieder. Alle Pressesprecher sind angeblich in einem Workshop. Das Team des österreichischen Fernsehens muss wieder gehen, ein Interview hat es nicht bekommen.

«Im Kloster lernte ich, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten»

12. Juli 2012

Ein weiterer ehemaliger Zögling des Kinderheims in Fischingen erzählt von Schlägen und sexuellem Missbrauch durch einen Priester. Das Kloster lehnt eine kollektive Aufarbeitung weiterhin ab.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Walter Nowak will Fischingen nicht mehr besuchen. Nie wieder. Zehn Jahre, von 1962 bis 1972, war der gebürtige Österreicher in der Erziehungsanstalt des Thurgauer Klosters. In einem Bericht im «Tages-Anzeiger» erzählte er von Gewalt und sexuellem Missbrauch durch einen Erzieher (TA vom 26. 6.). Der heutige Klosterdirektor Werner Ibig lud ihn daraufhin zu einem persönlichen Gespräch ein. Der Termin war schon vereinbart, doch vor einigen Tagen sagte Nowak schriftlich ab und schickte Ibig eine ausführliche Begründung: Er vermisse jegliches Schuldbewusstsein, so Nowak sinngemäss: Die Angaben der Opfer würden angezweifelt, der Datenschutz benutzt, um die Täter zu schützen.

Liechtensteins Regierung will Konsequenzen aus der Dokumenten-Affäre ziehen

23. Dezember 2011

Die Anwaltskanzlei Marxer fühlt sich zu Unrecht in eine politische Geschichte hineingezogen.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Eineinhalb Tage brauchte die renommierte Liechtensteiner Anwaltskanzlei Marxer & Partner, um auf die Vorwürfe gegen einen ihrer Rechtsanwälte und Partner zu reagieren. Dem Mann wird vorgeworfen, er habe Dokumente aus einer Hausdurchsuchung aus dem Gericht entwendet und erst sechs Wochen später zurückgegeben (TA von gestern).

Schweiz und Liechtenstein behindern österreichische Ermittlungen

6. Dezember 2011

Wichtige Dokumente zu den Korruptionsskandalen rund um Ex-Minister Karl-Heinz Grasser werden nicht ausgehändigt.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Seit 25 Monaten werde nun gegen ihn ermittelt, klagte der ehemalige österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser in den Medien. Dabei gebe es «nichts, keinen einzigen Beweis». Das sei ein Komplott mit der Zielsetzung «mich zu vernichten», soGrasser. Er fühle sich «hundertprozentig unschuldig».

Der Mann mit der goldenen Hand

10. Oktober 2011

Österreichs Ex-Finanzminister brachte 500 000 Euro aus der Schweiz bar über die Grenze.

Von Bernhard Odehnal, Wien

«Wie bitte, schon wieder Karl-Heinz Grasser?» Der strenge Redaktor ist genervt: «Hat der seit Jahresbeginn nicht schon geschätzte fünf kleine Geschichten bekommen?» Das schon, muss der Autor zugeben. Aber Grasser ist halt in so ziemlich jeden Skandal verstrickt, der Österreich erschüttert. Und langweilig waren die Geschichten doch nie? Die abgehörten Telefongespräche, in denen Grassers Freunde fragten, wie sie vor der Polizei den Erhalt von Millionen Euro rechtfertigen sollten: «Wo war mei Leistung?» Oder die TV-Diskussion, in der Grasser voll Stolz den Brief einer Verehrerin zitierte: «Herr Minister, Sie sind zu schön, Sie sind zu erfolgreich für diese Welt.» Oder auch «Schon gut», brummt der Redaktor: «Also, um was geht es dieses Mal?»

Swiss Connection

23. Februar 2012

Eine mysteriöse Firma, eine Schwiegermutter, stumme Treuhänder. Österreich steht im Bann einer riesigen Korruptionsaffäre. Im Zentrum: Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und seine Verbindung in die Schweiz.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Am 6. Dezember 2011 hält die Zürcher Firma Ferint bei einem Notar in Rorschach ihre Generalversammlung ab. Gut besucht ist sie nicht. Ausser dem Notar ist nur Verwaltungsrat Urs S. anwesend. Innert kurzer Zeit wird die Tagesordnung abgehakt, obwohl es um wichtige Veränderungen geht: Die Firma erhält einen neuen Namen, einen neuen Sitz und einen neuen Zweck. Ein ganz normaler Vorgang? An sich schon. Aber in diesem Fall verschwand ein Firmenname aus den Schweizer Registern, der in Österreichs Medien täglich in Verbindung mit der mutmasslich grössten Korruptionsaffäre der Zweiten Republik genannt wird.

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