«Wir müssen rennen, sonst sind wir tot»
Weil der Luftraum gesperrt und die Häfen gesprengt sind, ist die Ukraine im Krieg auf die Bahn angewiesen. Bahnchef Olexandr Kamischin spricht über die grosse Zerstörung – und mögliche Hilfe aus der Schweiz.
«Die Züge müssen weiterfahren»: Bahnchef Olexandr Kamischin bei einer Lagebesprechung in einem Speisewagen im Bahnhof Irpin. Foto: B. Odehnal
Olexandr Kamischin steht auf dem Bahndamm oberhalb des Flusses Irpin und blickt die Gleise entlang, die von hier in die ukrainische Hauptstadt Kiew führen. «Experten sagten uns, der Wiederaufbau einer zerstörten Brücke sei eine Frage von Monaten», sagt Kamischin und zeigt stolz auf den provisorischen Brückenpfeiler aus Stahlrohren: «Wir haben es in 30 Tagen geschafft!»
Der erst 38-jährige Kamischin ist seit einem knappen Jahr Vorstandsvorsitzender des grössten staatlichen Betriebs in der Ukraine, der Staatsbahn Ukrsalisnizja. An diesem heissen Junitag ist er mit einem Extrazug aus Kiew nach Irpin gekommen. Im Dieseltriebwagen ist ausser Kamischins engsten Mitarbeitern auch der Journalist von Tamedia mitgefahren.