Juli 2012

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Früchte der Korruption

31. Juli 2012

Kommentar. Bernhard Odehnal, Korrespondent für Osteuropa, über Rumänien nach dem Referendum.

Das Referendum in Rumänien hat den Streit zwischen Regierung und Präsident nicht beendet. Er wird eher noch heftiger und schmutziger werden. Für die Zeit bis zu den Parlamentswahlen im Herbst steht eine Schlammschlacht sondergleichen bevor. Weder Regierungschef Victor Ponta noch Präsident Traian Basescu sind Persönlichkeiten, die freiwillig auf Macht verzichten oder dem Gegner die Hand zur Versöhnung reichen können.

Gott vergibt, ein Tiroler nie

28. Juli 2012

Der Tod eines Wilderers vor 30 Jahren lässt ein Dorf nicht zur Ruhe kommen.

Nein, diese Geschichte ist nicht vorbei. Auch wenn sie eigentlich schon 30 Jahre zurückliegt. Aber in den tiefen Tälern Osttirols vergisst man nicht so schnell. Und so musste gar die Polizei ausrücken, als in Innervillgraten letzte Woche Johann Schett zu Grabe getragen wurde. Denn Schett hatte zwar Freunde im Villgratental. Aber auch Feinde. Und sein ärgster Feind will ihm nicht einmal die letzte Ruhe gönnen.

Mobility zieht sich aus Österreich zurück

28. Juli 2012

Nach Jahren der Stagnation steigt im Nachbarland erstmals die Nachfrage nach Carsharing. Trotzdem gibt der Schweizer Anbieter Mobility jetzt den österreichischen Markt auf.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Es sieht wie ein Geschäft mit Zukunft aus. Die rot-grüne Stadtregierung in Wien möchte den Autoverkehr deutlich reduzieren und den Bürgern das Autoteilen schmackhaft machen. Der bisherige Monopolist, die Firma Denzel MobilityCarsharing, soll deshalb sein Angebot massiv ausbauen, und neue Unternehmen sollen nach Wien gelockt werden. Ein Carsharing-Auto könne bis zu acht private PW ersetzen und damit mehr Platz in der Stadt schaffen, sagt die Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou: «In Kombination mit dem öffentlichen Verkehr und dem Fahrrad wird Carsharing grossen Zulauf haben.» Subventionen gibt es zwar nicht, aber die Gemeinde verzichtet in den kommenden Jahren auf Stellplatzgebühren für Fahrzeuge von Carsharing-Firmen. Und auch sonst «werden wir den Unternehmen das Gefühl geben, dass sie hier willkommen sind», sagt der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr.

Railjet wird velotauglich

27. Juli 2012

Die ÖBB sträubten sich lange dagegen. Nun muss die Bahnbetreiberin doch sämtliche ihrer Paradezüge umrüsten.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Railjet vor dem neuen Wiener HauptbahnhofAb dem kommenden Jahr werden die Tagzüge zwischen der Schweiz und Österreich wieder Velos befördern. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben beschlossen, ihren Paradezug Railjet so umzubauen, dass jeder Zug bis zu sechs Fahrräder mitnehmen kann. Zu diesem Zweck wird aus der Luxusklasse im vordersten Waggon ein Abteil ausgebaut und stattdessen werden Fahrradständer montiert. Auch eine Steckdose für E-Bikes soll es geben.

Bankprofessor Janssen liest österreichischer Bank die Leviten

26. Juli 2012

Für Verluste der Stadt Linz aus einer Währungswette macht Uniprofessor Martin Janssen vor allem deren Hausbank verantwortlich.

Von Bernhard Odehnal, Wien

So klare Worte hatte der Kontrollausschuss des Linzer Gemeinderates noch selten gehört. Von einem «unethischen Geschäft» sprach der Vortragende, von «Dummheit gepaart mit Überheblichkeit», von «Betrug im landläufigen Sinn». Die Stadt Linz sei «über den Tisch gezogen worden». Dieses Urteil stammt von Martin Janssen, Professor am Institut für Banking und Finance der Universität Zürich. Er war vom Gemeinderat Linz beauftragt worden, Verträge der Linzer mit der Bank für Arbeit und Wirtschaft (Bawag) zu prüfen und zu beurteilen. Am Dienstag dieser Woche präsentierte er in Linz das Ergebnis.

Pater S. bestreitet den Vorwurf, Schützlinge im Kloster Fischingen missbraucht zu haben

18. Juli 2012

Er habe nichts zu verbergen, sagt Pater S. Ein Ex-Zögling wirft ihm vor, er habe sich als Erzieher im Kinderheim des Klosters Fischingen durch Sadismus hervorgetan.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Ein ehemaliger Erzieher des Kinderheims Fischingen wehrt sich gegen die Vorwürfe, er sei gewalttätig gewesen und habe Schützlinge sexuell missbraucht. In der gestrigen Ausgabe der «Thurgauer Zeitung» und des «St. Galler Tagblatts» bezieht Pater S. erstmals Stellung zu den Vorwürfen, die einstige Zöglinge im TA gegen ihn erhoben haben. Er sei fassungslos, wird S. zitiert, «ich habe nichts zu verbergen». Ebenfalls zu Wort kommt ein Ex-Schüler von S., der heute Gymnasiallehrer in Uster ist: Er habe S. als «hervorragenden Lehrer» kennen gelernt, ohne jede Neigung zu Gewalt oder Pädophilie. Die Vorwürfe seien ein «unglaublicher Rufmord».

Ihr könnt euch niemals sicher fühlen

20. Juli 2012

Die Enttarnung von Laszlo Csatary mag wenig zimperlich verlaufen sein. Doch was zählt, ist seine Verhaftung.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Kann es so viel Zufall geben? Ungarns Präsident Janos Ader besucht Israel und hält eine Rede vor der Knesset. Zur gleichen Zeit wird in Budapest einer der letzten noch lebenden mutmasslichen Nazikriegsverbrecher verhaftet: Laszlo Csatary soll für die Misshandlung und Deportation von mehr als 15 000 ungarischen Juden aus der Stadt Kassa (heute: Košice) 1944 verantwortlich sein. Nein, die Gleichzeitigkeit ist kein Zufall. Die ungarische Regierung suchte einen Notausgang in letzter Sekunde. Internationale und bilaterale Beziehungen standen auf dem Spiel.

Die Entlarvung des Mr. Smith

17. Juli 2012

Der Kriegsverbrecher Laszlo Csatary hat fast 16 000 Juden nach Auschwitz deportiert. Die Entdeckung des alten Mannes in Ungarn bringt Budapest in Zugzwang.

Von Bernhard Odehnal, Budapest

Der alte Mann war offenbar völlig überrascht. Nur in Unterhosen, Socken und Hemd stand er in der Tür seiner Wohnung und stotterte: «Nein, nein, ich will das nicht diskutieren. Ich habe es nicht getan. Verschwinden Sie.» So beschreiben die Reporter der britischen Boulevardzeitung «The Sun» ihre Begegnung mit dem Kriegsverbrecher Laszlo Csizsik-Csatary in Budapest. Der 97-Jährige war als Kommandant der Gendarmerie in der Stadt Kassa (heute Košice in der Slowakei) für die Deportation von 15 700 ungarischen Juden in das Vernichtungslager Auschwitz verantwortlich. Er soll sich durch besondere Grausamkeit gegenüber Frauen und Kindern hervorgehoben haben. 1948 wurde er dafür in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tod verurteilt.

Immer im toten Winkel

17. Juli 2012

Wer die Gefahr sucht, findet sie auf osteuropäischen Radwegen.

Von Bernhard Odehnal, Budapest

Radweg in Bratislava: «Steigen Sie vom Rad ab»

Jetzt ist es fast geschafft! Nur noch drei Fahrspuren wechseln und in die Abbiegespur einfädeln. Von hinten kommt der dunkle Schatten eines LKW immer näher. In letzter Sekunde weicht er nach links aus und zieht an mir vorbei, so knapp, dass ich fast unter seine Zwillingsräder gezogen werde. Weiterpedalen, nur weiter. Autos überholen mit Tempo 80, städtische Autobusse drängen mich an den Rand. Aber dann ist es geschafft. Einmal noch über die Tramschienen springen, zweimal Fussgängern ausweichen: Ich stehe vor meiner Wohnungstür. Und habe überlebt. Erneut.

Vor den verschlossenen Türen der Swiss Life

16. Juli 2012

Der Finanzdienstleister AWD ist mit Klagen von Kunden in Österreich und Deutschland konfrontiert. Eigentümerin Swiss Life blockt Fragen ab.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Etwas ratlos steht der Reporter vor der Zentrale von Swiss Life in Zürich. Hinein darf er nicht. Ein Manager der Versicherung kommt, sieht die Kamera und geht wieder. Alle Pressesprecher sind angeblich in einem Workshop. Das Team des österreichischen Fernsehens muss wieder gehen, ein Interview hat es nicht bekommen.

Stufenlos in die Design-Sauna

13. Juli 2012

Die Stadt Wien leistet sich ultramoderne Trams und lässt die Fahrgäste darin schwitzen.

Von Bernhard Odehnal, Wien

35 Grad, 36 Grad. Und die Thermometersäule klettert weiter nach oben, auf 37, an einigen Punkten sogar auf 38 Grad. Wien war in den vergangenen Tagen Hitzezentrum Europas, und die Hitzezentren Wiens waren - die Trams. Nicht alle, sondern nur jene, die von den Verkehrsbetrieben, die sich hier Wiener Linien nennen, als die «neue Bim» beworben werden, obwohl sie nun auch schon über zehn Jahre alt sind. Durch die riesigen, leicht gewölbten Scheiben können die Sonnenstrahlen ungehindert eindringen und den Innenraum richtig gut aufheizen. Zu öffnen sind die Fenster nur einen Spaltbreit. In den Wagen entsteht so die heimelige Atmosphäre einer Dampfsauna, in der sich Hitze mit den Ausdünstungen der ermatteten Fahrgäste vermischt. Für die katholischen Wiener (auch die soll es noch geben, auch wenn es nicht mehr viele sein können) hat das höchstens den Vorteil, dass sie gleich ihre Sünden abbüssen und sich den sonntäglichen Beichtgang ersparen.

In Kärnten steht das System von Jörg Haider vor Gericht

14. Juli 2012

Der Sumpf im Süden: Korruption und Millionenschaden für die Steuerzahler.

Bernhard Odehnal, Wien

Wenn Kärntner Politiker nach Wien reisen, haben sie meist viel Selbstbewusstsein und markige Sprüche im Gepäck. Hatte doch Jörg Haider gepredigt: Am Kärntner Wesen werde Österreich genesen. Am Montag aber werden die Männer aus dem Süden in der Hauptstadt leiser auftreten. Denn Landeshauptmann Gerhard Dörfler, seine Stellvertreter Uwe Scheuch und Harald Dobernig (alle von der Freiheitlichen Partei Kärntens, FPK) sowie Haiders «Lebensmensch» Stefan Petzner vom Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) sind vor Gericht geladen.

«Im Kloster lernte ich, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten»

12. Juli 2012

Ein weiterer ehemaliger Zögling des Kinderheims in Fischingen erzählt von Schlägen und sexuellem Missbrauch durch einen Priester. Das Kloster lehnt eine kollektive Aufarbeitung weiterhin ab.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Walter Nowak will Fischingen nicht mehr besuchen. Nie wieder. Zehn Jahre, von 1962 bis 1972, war der gebürtige Österreicher in der Erziehungsanstalt des Thurgauer Klosters. In einem Bericht im «Tages-Anzeiger» erzählte er von Gewalt und sexuellem Missbrauch durch einen Erzieher (TA vom 26. 6.). Der heutige Klosterdirektor Werner Ibig lud ihn daraufhin zu einem persönlichen Gespräch ein. Der Termin war schon vereinbart, doch vor einigen Tagen sagte Nowak schriftlich ab und schickte Ibig eine ausführliche Begründung: Er vermisse jegliches Schuldbewusstsein, so Nowak sinngemäss: Die Angaben der Opfer würden angezweifelt, der Datenschutz benutzt, um die Täter zu schützen.

Er hat a jiddische Mame!

6. Juli 2012

Der Albtraum jedes Rechtsextremen wurde für einen ungarischen EU-Abgeordneten wahr.

Von Bernhard Odehnal, Budapest

Wir wissen nicht, wie er es erfahren hat. Doch der Schock sass ganz tief. Er brauche erst einmal etwas Zeit, um die Erkenntnisse zu verarbeiten, verriet der ungarische Politiker Csanad Szegedi der Zeitung «Barikad». Verständlich. Kann es etwas Schlimmeres geben für einen rechtsextremen Politiker, als die Enthüllung, dass seine Vorfahren Juden waren? Juden! Für Szegedis Partei Jobbik ist das nicht nur jenes Volk, das für die Zerstückelung Ungarns im Schandvertrag von Trianon verantwortlich war. Es ist auch das Volk, das die tapferen Magyaren wieder in aller Welt schlechtmachen will. Eine jüdische Weltverschwörung also. Nun soll ein Jobbik-Politiker Teil dieser Verschwörergemeinschaft sein?