Februar 2013

Stadler Rail droht Millionenklage in Deutschland

21. Februar 2013

Die verspätete Auslieferung von Zügen des Typs Kiss bringt den Thurgauer Bahnhersteller und seine Kunden in Schwierigkeiten.

Ein Grossauftrag der russischen Staatsbahnen über 360 Millionen Franken, neue Aufträge in Deutschland und gute Chancen auf eine umfangreiche Bestellung in Ungarn: Das Jahr begann gut für den Ostschweizer Bahnbauer Stadler Rail. Vor allem die Doppelstockzüge des Typs Kiss («komfortable, innovative, spurstarke S-Bahn-Züge») sind sehr gefragt. Die Kiss-Züge werden unter anderem bereits von den SBB als Zürcher S-Bahnen und – als Fernverkehrsvariante – von der privaten Westbahn in Österreich eingesetzt. Bald sollen sie auch auf der Moskauer Flughafenbahn, im Grossraum Berlin, rund um Hannover und in Luxemburg fahren.

Borisow beugt sich der Strompreis-Revolte

21. Februar 2013

Schwere Krise im EU-Land Bulgarien: Unter dem Druck gewalttätiger Massenproteste tritt die Regierung von Bojko Borisow geschlossen zurück. Doch die Aktionen gehen weiter – Bulgarien droht in Anarchie zu versinken.

Jeder Tropfen Blut sei eine Schande für ihn, begründete Bulgariens Premierminister Bojko Borisow gestern Mittwoch vor dem Parlament in der Hauptstadt Sofia seine Ankündigung, dass die gesamte Regierung zurücktreten werde: Er könne nicht den Staat lenken, «wenn draussen die Menschen von der Polizei geschlagen werden». Borisows Entschluss kam nicht nur für die Abgeordneten, sondern auch für die meisten Regierungsmitglieder überraschend. Am Tag zuvor hatte der bullige Vorsitzende der Partei Gerb (Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens) noch bekräftigt, dass er trotz Massenprotesten bis zuden nächsten Parlamentswahlen im Juli im Amt bleiben wolle. Doch der Druck der Strasse war stärker.

Fahrtenschreiber der Anarchie

18. Februar 2013

Ob Verkehrsunfälle oder Meteoritenabstürze: Russische Autokameras zeichnen alles auf.

Mit feurigem Schweif zieht die glühende Kugel über den tiefblauen Himmel, bis sie mit einem lauten Knall explodiert. Fenster bersten, Mauern stürzen ein, 1200 Menschen werden verletzt. Astrophysiker sind trotzdem begeistert. Noch nie wurden Flug und Aufschlag eines Meteoriten aus so vielen Perspektiven gefilmt wie jene in Tscheljabinsk.<--break->

Die lückenlose Dokumentation eines seltenen Naturereignisses verdankt die Wissenschaft weder Meteoritenspottern noch Sternwarten. Sondern Tausenden russischen Autofahrern, die zu jener Zeit zufällig in den Strassen der Millionenstadt im Ural unterwegs waren.

Viel Lärm um eine Fahne

11. Februar 2013

Ungarn und Rumänien sind in einen neuen Konflikt geraten. Auslöser ist die Fahne einer alten ungarischen Minderheit in Siebenbürgen.

Die Sache sei «noch lange nicht vorbei», droht Ungarns Staatssekretär Zsolt Nemeth dem Nachbarland Rumänien. Aussagen ungarischer und rumänischer Regierungspolitiker deuten darauf hin, dass beide Seiten an einer Eskalation des Konflikts interessiert sind. Ungarn und Rumänien steuern (wieder einmal) auf eine diplomatische Eiszeit zu.

Der Mann aus Eisen

5. Februar 2013

Von der Kettenbrücke bis zu den Tramrädern: Abraham Ganz, Zürcher Industriepionier und Ingenieursgenie, hat im 19. Jahrhundert Budapest geprägt. Er gab sich patriotisch ungarisch, blieb aber zeitlebens Schweizer.

Es war ein beeindruckender Trauerzug. Sechs Pferde zogen die schwarze Kutsche mit dem Sarg. Vor dem Wagen und zu beiden Seiten wurden Fackeln getragen, dahinter riesige Trauerfahnen. Hunderte Menschen folgten zu Fuss, darunter das «gesamte Arbeiterpersonal der Eisengiesserei, das in dem Verstorbenen einen liebevoll fürsorgenden Chef betrauerte», berichtete der «Pester Lloyd» am 18. Dezember 1867.


Die Budapester Kettenbrücke. Foto: B. Odehnal

In Budapest zu Grabe getragen wurde Abraham Ganz - ein Schweizer Unternehmer, dessen Name heute noch an vielen Orten Ungarns anzutreffen ist.

Die Säulen des österreichischen Beamtenstaats wanken

15. Februar 2013

Österreich ist das globale Schlusslicht beim Recht der Bürger auf Akteneinsicht. Eine Bürgerinitiative will das jetzt ändern.

Neulich in Kärnten: Landeshauptmann Gerhard Dörfler wird beschuldigt, die Kampagne für die Abstimmung über das Bundesheer für eigene Zwecke missbraucht zu haben. Er wird dazu von zwei Journalistinnen befragt und faucht zurück: «Was interessiert Sie das? Sind Sie vielleicht Staatsanwältinnen?» Antwort auf die Frage gibt er nicht.

Sölden will nicht Ballermann sein

15. Februar 2013

Ein Tiroler Skiort wehrt sich gegen seine Darstellung in einer deutschen Dokusoap.

Ischgl ist der Katastrophe knapp entkommen. Sölden aber hat es voll erwischt. Obwohl es genug Warnungen gegeben hätte, genug Vorzeichen einer drohenden Gefahr. Aber die wurden natürlich wieder einmal nicht beachtet. Oder als völlig übertrieben abgetan. Das wird schon alles nicht so schlimm, hiess es von den Verantwortlichen. Oder auch: Es kann uns mehr nützen als schaden.

Rumäniens grösster Rüpel

15. Februar 2013

Der Politiker und Geschäftsmann Gigi Becali produziert Skandal um Skandal. Jetzt muss er ins Gefängnis. 

Traurig blicken die Löwen mit vergoldeten Mähnen von ihren Steinsockeln. Auch der überlebensgrosse vergoldete Christus am Kreuz hat sein Gesicht abgewendet. Unter den Figuren drehen zwei einsame Wächter ihre Runden entlang der Palastmauer. Zu bewachen haben sie nichts. Das bizarre neobarocke Schloss im Zentrum von Bukarest steht leer. Der Besitzer hat sich ins Ausland abgesetzt. Und lässt von Dubai aus ausrichten, er wolle mit Rumänien nichts mehr zu tun haben.

Die Ausgestossenen

1. Februar 2013

Von den Rechtsextremen werden sie als Parasiten beschimpft, ein regierungsnaher Publizist ruft zu ihrer Vernichtung auf. Wie leben die 750 000 ungarischen Roma in diesem Klima?

Die Gasflasche ist leer. Ilona Molnár kochte gerade Maccheroni, als die Herdflamme mit leisem Zischen erlosch. Das war gestern. Nun kann Molnár ihrer Grossfamilie nur kalte Nudeln mit Quark servieren. Eine neue Gasflasche kann sie erst von der nächsten Rate der Sozialhilfe kaufen, «aber wir wissen nie, wann die kommt».


Adrienn Molnár mit ihrem Sohn Sándor (auf dem blauen Kissen) und weiteren Kindern der Grossfamilie. Foto: Krisztián Bócsi