Mai 2014

«Am Anfang schwitzte ich Blut»

8. Mai 2014

Guido T. war Zögling im Kloster Fischingen, bereiste die Welt, wurde Seemann. Dann machte er Karriere als Einbrecher. Nun schildert ein Buch von TA-Mitarbeiter Bernhard Odehnal sein Leben. Ein Vorabdruck.

Guido T., reden wir über Ihre Karriere als Einbrecher und Tresorknacker. 1966 haben Sie sich von der Seefahrt verabschiedet und sind zurück nach Zürich. Wie sind Sie danach ins Verbrechermilieu gerutscht?

Ich bin zurück nach Zürich und habe gemerkt: Ich habe nichts. Keinen Beruf, keine Lehre, einfach nichts. Ich konnte weder schreiben noch richtig lesen oder rechnen. Solche Menschen wie ich suchen dann ihresgleichen. Die finden sie aber nicht in den Quartierbeizen, wo jeder mit seinem Beruf angibt: Der eine ist bei Oerlikon-Bührle, der andere bei der BBC. Da merkte ich gleich: In dieser Gesellschaft habe ich nichts verloren. Dann ging ich in die Bars an die Langstrasse und hörte sofort: Ah, hier sprechen sie meine Sprache. Die machen Fehler beim Sprechen, und keiner stört sich daran. Da bin ich zu Hause, da sind Typen, die kommen aus demselben Sumpf wie ich.


Unterwegs. Guido T. und ein Freund in Ägypten, Anfang der 80er Jahre

«Wir fühlen uns betrogen»

9. Mai 2014

Mustafa Dschemilew, der Führer der Krimtataren, klagt über Repressionen.

Mustafa Dschemilew ist ein Verbannter im eigenen Land. Im grössten Teil der Ukraine kann er sich zwar frei bewegen, aber in sein eigenes Haus in seiner Heimatstadt auf der Krim darf er nicht zurück. Am 19. April fuhr der ältere Herr von der Tatarenstadt Bachtschissarai in die Hauptstadt Kiew. Als er am 2. Mai wieder zurück wollte, verweigerten ihm selbst ernannte Grenzwächter auf der von Russland annektierten Halbinsel die Einreise. Auch sein Versuch, via Moskau mit dem Flugzeug auf die Krim zu gelangen, misslang. Offiziell beteuert die russische Regierung, kein Einreiseverbot gegen Dschemilew erlassen zu haben. Doch auf dem Moskauer Flughafen wurde er sofort zurückgeschickt.


Mustafa Dschemilew vor der OSZE in Wien. Foto: B. Odehnal