Grüss euch, die Post ist da!

11. Juli 2015

Der ungarische Briefträger Tibor Szöke möchte die Welt ein klein wenig besser machen. Deshalb trägt er dort Briefe aus, wo niemand anderer hingehen will – in die Slums der Stadt Pécs. 

Gegen halb neun Uhr morgens wird das Tor des Postverteilzentrums geöffnet. Über 100 Briefträger eilen hinaus auf den Bahnhofsvorplatz der süd­ungarischen Stadt Pécs. Nur wenige haben ein Auto, die meisten gehen zu Fuss oder steigen in den öffentlichen Bus. Tibor Szöke nimmt die Linie 4, die zwischen Uranstadt im Westen und Heldenplatz im Osten der Stadt verkehrt. 20 Minuten muss er bis zur Endstation am Stadtrand fahren. Ein Sitzplatz ist um diese Tageszeit kaum zu bekommen, aber Szökes dunkelgrüne Posttasche ist heute auch nicht besonders schwer. Die Sozialhilfe hat er vergangene Woche ausbezahlt, Pakete muss er nur selten mitnehmen. Dafür trägt er viele eingeschriebene Briefe: von der Polizei, vom Gericht oder von Inkassobüros. Und dann sind da noch die kleinen Zettel, die Szöke weit über sein Zustellgebiet hinaus bekannt gemacht haben: Auf sieben mal fünf Zentimeter grosse grüne, rosa oder gelbe Papierstücke schreibt er mit der Hand selbst ausgedachte Lebensweisheiten und Aufmunterungen. Der streng katholische Szöke verteilt sie jeden Tag auf seinem Rundgang: «Das Gute kann man immer vermehren. Nur das lohnt sich im Leben.» Er schätzt, dass er bisher schon an die 50 000 Zettel geschrieben hat. 


Briefträger Tibor Szöke hat kein Problem mit den Menschen der Siedlung. Nur mit ihren Hunden. Foto: Andras D. Hajdu

Geld, sagt Szöke, habe er selbst nicht viel. Also möchte er mit seinen Gedanken ein wenig Freude in eine triste Umgebung bringen. Der 35-Jährige geht dorthin, wo kein anderer Pöstler Dienst ver­sehen möchte. Szöke meldete sich freiwillig. Seit eineinhalb Jahren verteilt er Briefe in zwei Elendsquartieren namens Hösök tere (Heldenplatz) und György telep (Georg-Siedlung). Seine Kollegen behandelten ihn immer noch wie einen Ausserirdischen: «Sie verstehen nicht, dass diese Menschen jemanden brauchen, der sich um sie kümmert.» Szöke will nicht nur Briefe zustellen, er will die Welt ein klein wenig besser machen. 

«Dich gibt es nur einmal auf der Welt» 

In Ungarn ist Pécs für seine Universität, sein Roma-Gymnasium und sein mediterranes Flair bekannt. Mit der Auszeichnung als Europäische Kulturhauptstadt bekam die Stadt 2010 ein autofreies Zentrum und ein Kulturzentrum in der alten Keramikfabrik Zsolnay. Auf das rege Kulturleben sind die Pécser stolz. Die Slums im Osten der Stadt kennen die meisten nur aus den lokalen Medien. Alles Schlechte soll von dort kommen: Kriminalität, Prostitution, Drogenmissbrauch. Briefträger Szöke will die Probleme nicht leugnen, dafür hat er sie zu gut kennen gelernt. Aber kennt auch die andere Seite: die Einsamkeit und das geringe Selbstvertrauen ihrer Bewohner, ihr Bedürfnis nach Respekt und ihr «Hunger nach Liebe». Deshalb steckt er dem jungen Mann mit den Zahnlücken und der vergoldeten Kette auf der Brust einen gelben Zettel zu: «Dich gibt es nur einmal auf der Welt. Pass auf dich auf!» 

Etwa 1100 Menschen leben in Hösök tere und György telep. An die Vergangenheit der einstigen Bergarbeitersiedlungen erinnert nur noch das realsozialistische Denkmal auf dem Heldenplatz: Auf ­einem Granitfelsen sind drei überlebensgrosse Bronzefiguren gruppiert, ein mittelalterlicher Fürst, ein Soldat und ein Kumpel mit Hacke und Grubenlicht. Alle drei blicken ernst über den Platz. Die eingeschossigen Häuser sind etwa 100 Jahre alt. Sie wurden für die Bergarbeiter und ihre Familien gebaut und waren für damalige Verhältnisse komfortabel eingerichtet. Jedes Haus hatte einen kleinen Garten für Gemüse, einen Stall für Hasen oder Ziegen, eine Sommerküche, ein Plumpsklo. Später kamen in der Siedlung eine Schule, ein Kindergarten und ein Kulturhaus dazu. «Wir verdienten gut und hatten ein schönes Leben», erinnert sich die Witwe eines Bergmanns: «Jeder kannte jeden, niemand brauchte sein Haus­tor zu versperren.» Heute traut sie sich nicht mehr allein aus dem Haus. Mit den neuen Nachbarn gebe es nur Streit. 


Das Wichtigste für die Bewohner der Slums ist das kurze Gespräch mit dem Zusteller. Foto: Andras D. Hajdu 

Der Bus der Linie 4 ist an seiner Endhaltestelle neben dem Bergarbeiterdenkmal und einem heruntergekommenen Supermarkt mit verdreckten Fensterscheiben angekommen. Als Szöke aussteigt, läuft ihm eine kleine Frau in Plastikschlappen entgegen und ruft ihn mit Kosenamen an: «Tibi, hast du was für mich?» – «Nein, ich habe kein Geld.» Er drückt ihr einen Zettel in die Hand. «Du bist wertvoll. Lerne, dich selbst zu schätzen.» Sie lacht den Briefträger an, dreht sich um und geht. Szöke kann seine Runde durch die Siedlung beginnen. 

In seiner Tasche hat er einen Packen Werbe­prospekte der Discountkette Euro Kaiser, die er in jedes Postfach legen muss. Pouletbrust gibt es jetzt für nur 1199 Forint (4 Franken), Shampoo für 699 Forint (2.30 Franken). Aber wer gar kein Geld hat, fängt auch mit Tiefstpreisen nichts an. Szöke verteilt die Prospekte zusammen mit seinen Glücks­zetteln: «Das Leben ist ein Wunder. Du bist auch ­eines.» Die Empfänger nehmen die Sprüche und die Discountprospekte, wirklich wichtig ist ihnen das kurze Gespräch mit dem Zusteller. Sie erzählen ihrem Tibi von der Krankheit der Grossmutter, der Hochzeit der Tochter oder dem Streit mit den Nachbarn. Szöke ist für sie das einzige freundliche Gesicht der Staatsgewalt, die sich sonst nur in Form von Polizei oder Gerichtsvollziehern zeigt. 

Nein, Tibor Szöke hat kein Problem mit den Menschen in den Slums. Nur mit deren Hunden, die sich hinter desolaten Zäunen heiser bellen: ­Pitbulls, Schäferhunde, Rottweiler: riesig, verwahrlost, geprügelt und dementsprechend aggressiv. Die meisten hängen an Ketten, deren Verankerungen grenzenloser Hundewut kaum gewachsen scheinen. Eine Zeit lang trug Szöke ein Pfefferspray mit sich, «aber das half nicht viel». Jetzt ruft er die Besitzer aus sicherer Distanz – «Grüss euch, die Post ist da!» – und wartet, bis sie aus dem Haus kommen. 

Ein halbes Jahr brauchte Szöke, um das Misstrauen zu überwinden. Seine Zettel halfen, sein ­offenes Wesen auch. Heute bewegt er sich wie ein Fisch im Wasser durch György telep, beginnt mit dem Zustellen oben auf dem Hügel, arbeitet sich langsam den Hang hinunter, geht bei Vordertüren hinein, kommt bei Hintertüren heraus, nimmt Abkürzungen über Müllhalden, vorbei an verrosteten Velos und einem Berg alter Schallplatten ungarischer Schlagerstars: «Wahrscheinlich Diebesgut, das niemand brauchen konnte.» 

Dann steht er unten im Tal, vor der letzten Hütte. Zwei Männer sitzen rauchend vor der Tür, einer hat fünf Punkte wie auf einem Spielwürfel zwischen Daumen und Zeigefinger tätowiert. Szöke hat diese Punkte oft gesehen: allein zwischen vier Mauern – das Erkennungszeichen ehemaliger Häftlinge. Er bringt einen Brief der Polizei. Ob es wieder eine Vorladung ist? Meist werden die Couverts sofort geöffnet, und die Empfänger klagen dem Pöstler ihr Leid: «Da kann ich nicht einfach weitergehen, ich muss ihnen zuhören.» Er erfährt, welcher Familienvater im Gefängnis sitzt und wer seine Strom- oder Handyrechnung nicht bezahlt hat. So viele Geheimnisse trage er in seinem Kopf, klagt er, «ich weiss nicht, wohin damit». Dann steigt er den Hang wieder hinauf. Von Westen her schieben sich dunkle Gewitterwolken über die Sonne. Ihre letzten Strahlen beleuchten die Betongerippe alter Fördertürme und Verladeanlagen – die Reste einer langen Bergbautradition. 

Immer weniger Einwohner 

Kohle wurde im Osten von Pécs seit Ende des 18. Jahrhunderts gefördert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam im Westen der Stadt Uran dazu. Den radioaktiven Rohstoff bekam der grosse Bruder Sowjetunion für seine Kernkraftwerke und Atombomben. Der Bergbau gab 10 000 Menschen Arbeit, die Einwohnerzahl der Stadt stieg auf 170 000. Für die Arbeiter wurde eine sozialistische Mustersiedlung gebaut, die heute noch Uranvaros (Uranstadt) heisst. Der Fall des Eisernen Vorhangs und das Ende der Sowjetunion bedeuteten auch das Ende des subventionierten Bergbaus. Die grosse Abwanderung begann. Heute hat Pécs 145 000 Einwohner, Tendenz sinkend. Grösster Arbeitgeber ist die Universität, aber auch ihr kommen die Studenten abhanden. 

Pécs ist stolz auf seine multikulturelle Tradition und die Atmosphäre der Toleranz. In der Stadt mit dem deutschen Namen Fünfkirchen leben neben der ungarischen Mehrheit Ungarndeutsche, Kroaten, Serben, Juden, Roma. Es gibt neben den katholischen Kirchen noch Moscheen aus der Zeit des ­Osmanischen Reichs und eine prächtige Synagoge. «Dieses konfliktfreie Nebeneinander finden Sie in keiner anderen europäischen Stadt», sagt Vizebürgermeister Janos Giran und zeigt dem Besucher eine Urkunde der UNO, die Pécs als «Stadt des Friedens» auszeichnete, als hier während des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien 5000 Flüchtlinge unterkamen. 

Doch Pécs leidet heute an seiner Lage abseits der internationalen Verkehrswege und sucht verzweifelt nach einer neuen Identität. Der Plan, ein kulturelles Zentrums in der Region zu schaffen, ging nur teilweise auf. Der Umbau der Zsolnay-Fabrik ist beeindruckend, doch nun fehlen den Museen und Konzerthallen die Besucher. Und die Stadt weiss nicht, wie sie die horrenden Betriebskosten bezahlen soll, wenn das Geld aus dem Kulturhauptstadt-Programm der EU aufgebraucht ist. «Natürlich bin ich stolz, dass internationale Spitzenkünstler in meiner Stadt auftreten», sagt Vizebürgermeister Giran, «aber wir begreifen jetzt, dass die Kreativindustrie allein zu wenig ist. Deshalb suchen wir Investoren, die hier Autoteile oder Mobiltelefone herstellen.» 

In den vergangenen Jahren tauchte die Idee auf, den Uranabbau wiederaufzunehmen. Ungarn und andere osteuropäische Länder wollen neue Reaktoren bauen, und der Weltmarktpreis des strahlenden Rohstoffs steigt. Ein australischer Konzern hat die Schürfrechte bekommen, doch eine Bürgerbewegung leistet Widerstand. Nun überlegt die ungarische Regierung, in den alten Stollen ein Endlager für hochradioaktive Brennstäbe aus dem ungarischen Kernkraftwerk Paks einzurichten. Auch dagegen machen Bürger mobil. «Wir haben schon eine Radaranlage der Nato verhindert», sagt Laszlo Keresztes, Gemeinderat der grünen Oppositionspartei LMP, «wir werden auch das Endlager verhindern.» 


Postbote Szöke schätzt, dass er rund 50.000 Zettel mit erbaulichen Botschaften veteilt hat. Foto: Andras D. Hajdu

Der Niedergang der Bergarbeitersiedlungen im Osten der Stadt begann in den 90er-Jahren. Die Kumpel wurden arbeitslos und übersiedelten mit ihren Familien in strukturstärkere Regionen. Roma-Familien, die sich die hohen Mieten in den Wohnungen im Zentrum nicht mehr leisten konnten, zogen in die leeren Häuser. Die Abwärtsspirale begann sich immer schneller zu drehen: Um zu überleben, verkauften die Bewohner alles, was in der Siedlung nicht niet- und nagelfest war, an Altwarenhändler. Inklusive der Einrichtung ihrer eigenen Häuser. Die Kinder gingen nicht in die Schule, blieben zu Hause und sammelten Holz in den nahen Wäldern. Der Heldenplatz wurde zum Slum. 

In anderen Städten Ungarns wollen Kommunalpolitiker solche Slums mit radikalen Methoden bekämpfen. In den ehemaligen Zentren der Stahl­industrie im Norden Ungarns werden die Bewohner der Elendsquartiere vertrieben, ihre Häuser abgerissen. Von der Aussiedlung bedrohte Familien aus der Stadt Miskolc versuchten vergangenen Herbst, in der Schweiz Asyl zu bekommen. Sie wurden nach zwei Wochen wieder zurückgeschickt. 

Auch in Pécs wollte die Stadtverwaltung Hösök tere und György telep dem Erdboden gleichmachen. Dann aber kamen die Malteser. Und danach die EU. Der Hilfsdienst des katholischen Ordens ist seit einigen Jahren in den Elendsvierteln tätig und konnte die Stadtregierung davon überzeugen, dass die Vertreibungen die Probleme nur verlagern, aber nicht lösen. Also beschloss die Stadtverwaltung, die Georg-Siedlung mit 1,5 Milliarden Forint (5 Millionen Franken) zu sanieren. Die Häuser bekommen neue Dächer, werden isoliert, mit Toiletten und Fliesswasser ausgestattet. Die Mittel kommen zu 100 Prozent von der EU, die Sanierung ist noch Teil des Kulturhauptstadt-Programms. 

Kurz nach 11 Uhr macht Tibor Szöke Pause im Kisposta, dem Kleinpostamt neben dem Heldenplatz. Im Gegensatz zum modernen Postverteilzentrum beim Hauptbahnhof scheint hier die Zeit in den 50er-Jahren stehen geblieben zu sein, nur der Laptop auf dem Schreibtisch passt nicht ins Ensemble. Szöke würde gern auch zu Hause schreiben, und zwar mehr als nur erbauliche Sprüche. Aber privat kann er sich keinen neuen Computer leisten. Wenigstens, scherzt er, «kann meine Schreib­maschine kein Virus bekommen». Er erledigt im Kleinpostamt seine Schreibarbeit und beisst in einen Apfel. Das Gewitter hat jetzt die Siedlung erreicht, ein kurzer Wolkenbruch verwandelt die steilen Strassen in Wildbäche und die Höfe in Schlammlöcher. Als Szöke aus dem Postamt tritt, hat der Regen schon wieder nachgelassen. 

Suizid eine der häufigsten Todesursachen 

Sechs Kilometer ist er an diesem Tag gegangen, weitere vier liegen vor ihm. Immer eine Strasse runter und die nächste Strasse wieder hinauf. Und wenn er ruft: «Grüss euch, die Post ist da!», dann klingt das im Ungarischen mit seinen offenen Vokalen so, als würde ein ganzer Postzug durch die Strassen rollen: «Tschokolom, Poschta!» An einem Gartentor klebt die Todesanzeige eines 51-jährigen Familienvaters. Suizid ist eine der häufigsten ­Todesursachen der männlichen Einwohner. Eine ältere Frau kommt Szöke entgegen, schwankend, nach Alkohol riechend. Sie beschwert sich, dass sie keine Briefe mehr bekommt. Dabei sei sie doch nur in der Siedlung umgezogen. «Sie müssen im Postamt einen Nachsendeauftrag erteilen», antwortet der Briefträger. Die Frau sieht ihn verloren an. Ein Nachsendeauftrag kostet 1300 Forint (4.30 Franken). Das ist ein gewaltiger Betrag in einer Siedlung, in der viele nicht einmal 600 Forint für ein Busbillett in die Stadt haben. Der Pöstler gibt der Frau einen Zettel und verabschiedet sich: «Du bist wertvoll. Schätze dich selbst!» 

Aus dem Tal ist Hämmern und Sägen zu hören. Die Renovierung der Georg-Siedlung soll diesen Herbst abgeschlossen werden. Die Bewohner wurden für einige Monate in andere Quartiere übersiedelt, und «niemand in Pécs hat dagegen protestiert», betont Vizebürgermeister Giran. Viele Eltern haben Arbeit bei den Maltesern oder der Stadtverwaltung bekommen, ihre Kinder gehen wieder in die Schule oder in den Kindergarten. Die Sechs- bis Vierzehnjährigen bekommen kostenlos ein Instrument und können im Schulorchester lernen, zusammenzuarbeiten und aufeinander zu hören. Erwachsene bekommen ein spezielles Training, um Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. «Wir nehmen den Menschen nicht ihr Leben aus der Hand», sagt der Leiter des Malteser-Hilfsdienstes in Pécs, Gergely Jonas: «Wir zeigen ihnen, wie sie sich selbst helfen können.» 

Tibor Szöke sieht jeden Tag die Dachdecker und Maurer bei der Arbeit. Er bleibt dennoch skeptisch. Renovierung gut und schön, «aber zuerst müssten wir die Menschen renovieren, nicht ihre Häuser». Dass ein Job zum Leben nicht genug ist, weiss Szöke aus eigener Erfahrung. 80 000 Forint (270 Franken) verdient ein Zusteller im Monat. Das reicht nicht, um die Familie mit zwei kleinen Kindern zu ernähren. An den Wochenenden hilft er deshalb als Kellner bei Partys oder Hochzeitsfeiern aus. Unter der Woche arbeitet er an manchen Abenden als Masseur. Das geht aber nur, wenn seine Frau oder die Grosseltern mit den Kindern spazieren gehen. Die Wohnung hat nur einen Raum, der gross genug für den Massagetisch ist. 

Im Kindergarten von Hösök tere steht das Mittagessen für ihn bereit. Szöke kommt durch den Hintereingang, damit er den Mittagsschlaf der Kinder nicht stört. Heute gibt es Reisfleisch mit Gurken. Er bezahlt für das Essen und darf eine zweite Portion für seine Frau mitnehmen. Gegen 14 Uhr ist er fertig, es war heute kein besonders langer Arbeitstag. Beim Rückweg zur Bushaltestelle hört er noch einmal den Ruf: «Tibi, hast du uns nichts mitgebracht?» – «Nein», sagt er lachend, «ihr müsst bis morgen warten.» Die dunkelgrüne Posttasche ist bis auf ein paar rote, grüne oder gelbe Zettel leer. Die verteilt er jetzt an die Kinder: «Du bist wertvoll, schätze dich selbst!» Dann steigt er in den Bus, der noch eine Runde auf dem Heldenplatz um das Heldendenkmal dreht, bevor er in die Hauptstrasse Richtung Zentrum einbiegt.