Holocaust

Ihr könnt euch niemals sicher fühlen

20. Juli 2012

Die Enttarnung von Laszlo Csatary mag wenig zimperlich verlaufen sein. Doch was zählt, ist seine Verhaftung.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Kann es so viel Zufall geben? Ungarns Präsident Janos Ader besucht Israel und hält eine Rede vor der Knesset. Zur gleichen Zeit wird in Budapest einer der letzten noch lebenden mutmasslichen Nazikriegsverbrecher verhaftet: Laszlo Csatary soll für die Misshandlung und Deportation von mehr als 15 000 ungarischen Juden aus der Stadt Kassa (heute: Košice) 1944 verantwortlich sein. Nein, die Gleichzeitigkeit ist kein Zufall. Die ungarische Regierung suchte einen Notausgang in letzter Sekunde. Internationale und bilaterale Beziehungen standen auf dem Spiel.

Die Entlarvung des Mr. Smith

17. Juli 2012

Der Kriegsverbrecher Laszlo Csatary hat fast 16 000 Juden nach Auschwitz deportiert. Die Entdeckung des alten Mannes in Ungarn bringt Budapest in Zugzwang.

Von Bernhard Odehnal, Budapest

Der alte Mann war offenbar völlig überrascht. Nur in Unterhosen, Socken und Hemd stand er in der Tür seiner Wohnung und stotterte: «Nein, nein, ich will das nicht diskutieren. Ich habe es nicht getan. Verschwinden Sie.» So beschreiben die Reporter der britischen Boulevardzeitung «The Sun» ihre Begegnung mit dem Kriegsverbrecher Laszlo Csizsik-Csatary in Budapest. Der 97-Jährige war als Kommandant der Gendarmerie in der Stadt Kassa (heute Košice in der Slowakei) für die Deportation von 15 700 ungarischen Juden in das Vernichtungslager Auschwitz verantwortlich. Er soll sich durch besondere Grausamkeit gegenüber Frauen und Kindern hervorgehoben haben. 1948 wurde er dafür in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tod verurteilt.

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