Juli 2015

Sie kommen zurück

16. Juli 2015

Ein junger Österreicher reist nach Syrien, wird verwundet, kehrt zurück und muss ins Gefängnis. Damit löst der Westen aber dieses Problem nicht, im Gegenteil. 

Was macht man mit einem Jugendlichen, der sechs Monate dem Islamischen Staat diente? Der sich in diesen sechs Monaten als Schlächter an den Ungläubigen darstellte, danach reuig in seine europäische Heimat zurückkehrte? Kann diese Reue echt sein? Kann Fanatismus von selbst vergehen, oder bleibt er im Kopf hängen? 

Mit Nato-Draht gegen Flüchtlinge

18. Juli 2015

Ungarn verlegt Auffanglager aus den Städten ins Niemandsland, an der Grenze zu Serbien sind die ersten Meter des geplanten Zauns gebaut, der neue Ankömmlinge stoppen soll. Doch die Zahl der illegalen Grenzübertritte steigt rapid an. 

Schwarze Limousinen rasen durch die Puszta. Sie hüllen blühende Sonnenblumenfelder in Strassenstaub und schrecken Jungstörche aus ihren Nestern auf. Ihr Ziel ist eine Lichtung inmitten dichter Akazienhecken: die ungarisch-serbische Grenze. Um Flüchtlinge am Grenzübertritt zu hindern, will die ungarische Regierung hier einen Zaun errichten, 175 Kilometer lang und vier Meter hoch. 

Die schwarzen Limousinen bringen Prominenz aus der Hauptstadt. Innenminister Pinter, Verteidigungsminister Hende und Regierungssprecher Kovacs zeigen 20 Kilometer westlich der Stadt Szeged etwa 100 Journalisten die ersten Meter des neuen Zauns. Pinter stapft an diesem glühend heissen Tag in Gummi­stiefeln durch den Pusztasand. Schmutzig machen müssen sich die Politiker aber nicht, für sie wurde eine Bühne mit Rednerpulten errichtet.


Zwei Minister und ein Zaun: Sandor Pinter (re.) und Csaba Hende an der ungarisch-serbischen Grenze. Foto: B. Odehnal

Drohungen vor der Budapest Pride

11. Juli 2015

In Ungarns Hauptstadt feiern heute Tausende Schwule und Lesben auf der Strasse. Rechtsextreme Gruppen haben Gegenaktionen angekündigt. 

Die Vorfreude ist gross, die Nervosität ebenso. Über 10 000 Teilnehmer werden heute Samstag in der ungarischen Hauptstadt bei der Schwulen-und-Lesben-Parade Budapest Pride erwartet. Der Marsch über den mondänen Andrassy-Boulevard ist traditionell der Abschluss eines einwöchigen Kulturfestivals. Ebenso traditionell sind allerdings die Proteste rechtsextremer Gruppen gegen die Parade, bei der in den vergangenen Jahren Regenbogenfahnen verbrannt und Paradeteilnehmer zum Teil schwer verprügelt wurden. Auch in diesem Jahr erwartet die ungarische Schwulen-und- Lesben-Organisation Hatter tätliche Angriffe. Die rechtsextreme Partei Jobbik bezeichnet Homosexualität als «entartet» und «antichristlich»; seit Jahren fordert sie ein Verbot der Veranstaltung. 

Grüss euch, die Post ist da!

11. Juli 2015

Der ungarische Briefträger Tibor Szöke möchte die Welt ein klein wenig besser machen. Deshalb trägt er dort Briefe aus, wo niemand anderer hingehen will – in die Slums der Stadt Pécs. 

Gegen halb neun Uhr morgens wird das Tor des Postverteilzentrums geöffnet. Über 100 Briefträger eilen hinaus auf den Bahnhofsvorplatz der süd­ungarischen Stadt Pécs. Nur wenige haben ein Auto, die meisten gehen zu Fuss oder steigen in den öffentlichen Bus. Tibor Szöke nimmt die Linie 4, die zwischen Uranstadt im Westen und Heldenplatz im Osten der Stadt verkehrt. 20 Minuten muss er bis zur Endstation am Stadtrand fahren. Ein Sitzplatz ist um diese Tageszeit kaum zu bekommen, aber Szökes dunkelgrüne Posttasche ist heute auch nicht besonders schwer. Die Sozialhilfe hat er vergangene Woche ausbezahlt, Pakete muss er nur selten mitnehmen. Dafür trägt er viele eingeschriebene Briefe: von der Polizei, vom Gericht oder von Inkassobüros. Und dann sind da noch die kleinen Zettel, die Szöke weit über sein Zustellgebiet hinaus bekannt gemacht haben: Auf sieben mal fünf Zentimeter grosse grüne, rosa oder gelbe Papierstücke schreibt er mit der Hand selbst ausgedachte Lebensweisheiten und Aufmunterungen. Der streng katholische Szöke verteilt sie jeden Tag auf seinem Rundgang: «Das Gute kann man immer vermehren. Nur das lohnt sich im Leben.» Er schätzt, dass er bisher schon an die 50 000 Zettel geschrieben hat. 


Briefträger Tibor Szöke hat kein Problem mit den Menschen der Siedlung. Nur mit ihren Hunden. Foto: Andras D. Hajdu