Russland

«Das sind Killer an der Fernbedienung»

26. Oktober 2022

Recherchegruppe Bellingcat Rund 30 junge IT-Nerds programmieren die russischen Raketen, die in der Ukraine Zivilisten töten und Infrastruktur zerstören. Christo Grozev, Russland-Spezialist, sagt, wie die Gruppe auf ihre Enttarnung reagiert hat.


«Wir hatten nur eine einzige Chance»: Christo Grozev bei einem Besuch in Zürich. Foto: B. Odehnal

Die Flugbahnen der russischen Raketen, die in der Ukraine Wohnhäuser, Schulen oder Spitäler dem Erdboden gleichmachen, werden von IT-Nerds in Moskau und St. Petersburg programmiert. Das hat die internationale Recherchegruppe Bellingcat herausgefunden. Bei den Programmierern handelt es sich nach Angaben der Gruppe um etwa 30 junge Männer und Frauen. Manche von ihnen sollen aus der Gamingszene kommen, andere sollen bereits für das russische Militär im Syrienkrieg tätig gewesen sein, wie etwa der Kommandant der Gruppe. Der jüngste Raketenprogrammierer in der Gruppe ist erst 24 Jahre alt.

Auf der Spur der Ölbarone

14. Dezember 2022

Oligarchen in der Schweiz Der Nationalrat diskutiert heute die Einsetzung einer Taskforce zum Aufspüren von versteckten russischen Vermögen. Ein Hotel in St. Moritz zeigt, warum das so schwierig ist.


Das Hotel Grace La Margna während des Umbaus. Die Eröffnung wurde mehrmals verschoben.
Foto: B. Odehnal

«Einzigartige Angebote. Neue Massstäbe. Eine Legende.» Auf der Website des Hotels Grace La Margna wird nicht mit Superlativen gespart. Dabei ist das Jugendstilhaus gleich hinter dem Bahnhof von St. Moritz noch immer eine Baustelle: Der massive Anbau ist unter einem Gerüst versteckt, durch ein Fenster im Altbau kann man Baumaterial, Gipskartonplatten und herunterhängende Leitungen sehen.

Russischer Angriff auf einen Schweizer Strafverfolger

26. Juli 2018

Eine aus der Trump-Russland-Affäre bekannte Anwältin will einen Schweizer Staatsanwalt zu Fall bringen.

Für Natalia Weselnitskaja ist die Zeit gekommen, um «in die Offensive zu gehen». Per Mail gibt die russische Anwältin im April dieses Jahres Anweisungen an zwei Schweizer Kollegen: Der ältere solle «sanft, aber beharrlich» auftreten, der jüngere «hart und aggressiv». Good cop, bad cop. Das Ziel: der Schweizer Staatsanwalt des Bundes, Patrick Lamon. Er ermittelt gegen Klienten des russisch-schweizerischen Anwaltstrios. «Wir sollten versuchen, ihn loszuwerden», empfiehlt der eine Schweizer Anwalt, als er der Russin zurückmailt. Belastendes Material über Lamon soll Zeitungen zugespielt werden und der Absender verborgen bleiben.

Der letzte Zeuge

18. Januar 2018

Der Russe Alexander Perepilitschny starb vor fünf Jahren in England, vermutlich an Gift. Neue Ermittlungen legen nahe, dass sein Tod mit Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft in Zusammenhang steht.

Am 10. November 2012 brach Alexander Perepilitschny beim Joggen in der Nähe seiner Villa in der englischen Grafschaft Surrey zusammen. Als die Rettung eintraf, war der 46-jährige Russe bereits tot. Was nach Organversagen aussah, wurde mit mehrjähriger Verspätung zum Kriminalfall: 2015 fanden Pathologen in Gewebeproben aus dem Körper des Toten Spuren des schnell wirkenden Gifts Gelsemium elegans. In der Kriminalgeschichte wurde es durch Morde bekannt, die chinesischen und sowjetischen Geheimdiensten zugeschrieben werden.

Der Oligarch der Oper

23. November 2015

Eine Wiener Theatergruppe hat Aufstieg und Fall von Michail Chodorkowski zum Singspiel verarbeitet. 

Auf dem Foto sind sie vereint. Wladimir Putin und Michail Chodorkowski, Russlands Präsident und sein heute im Schweizer Exil lebender Gegner. Die Gesichter sind auf die Eintrittskarten gedruckt, mit denen die Theaterbesucher den Saal betreten. Billeteure zerreissen die Karten, Präsident und Oligarch werden für immer getrennt. So beginnt die Oper «Chodorkowski» der kleinen, aber produktiven Wiener Theatergruppe Sirene in der Akademie der bildenden Künste. Das Libretto und die Inszenierung stammen von der Mitgründerin der Gruppe, Kristine Tornquist; die atonale Musik hat der in Wien lebende Grieche Periklis Liakakis komponiert. 


Da hielten sie noch zusammen: Michail Chodorkowski und Wladimir Putin auf einer Jelzin-Matrioschka. Foto: Sirene Operntheater

Im Osten das Alte

5. Mai 2015

Staats- und Regierungschefs im Osten der EU werden Europamüde und entdecken ihre seltsame Liebe zum russischen Regime.

Eine so grosse Anerkennung hat Tschechiens Präsident zu Hause noch nie bekommen. Milos Zeman sei mutig und ehrlich, lobte ihn Sergei Naryschkin, Präsident des russischen Parlaments. Der enge Vertraute Wladimir Putins schränkte zwar ein, dass Zeman mit seinen speziellen Ansichten zu Gegenwart und Geschichte viel Kritik ernte. Das aber , sagte er, sei doch nur ein Beweis für sein Verantwortungsbewusstsein: Zeman schütze eben die Wahrheit.

So hohes Lob aus dem Kreml muss jetzt noch verdient werden: Als einziger Präsident eines EU-Staates wird Zeman am 8. und 9. Mai zu den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Siegs der UdSSR über Nazideutschland nach Moskau reisen.

Russisches Gas zu Spottpreisen

28. November 2014

Die Zuger Firma Ostchem Gas Trading des ukrainischen Oligarchen Dmitri Firtasch soll mithilfe Moskaus Milliardengewinne machen.

Das Unternehmen werde aufgelöst. «Wir sehen keinen Sinn darin, es weiterzu- führen.» Das sagte der in Wien lebende ukrainische Oligarch Dmitri Firtasch vor einigen Wochen auf die Frage, warum seine in Zug registrierte Gashandelsfirma Rosukrenergo liquidiert werde. Nun zeigt sich aber, dass Firtasch weiterhin als Gaszwischenhändler in Russland und der Ukraine tätig ist und dabei kräftig profitiert. Nur heisst sein Unternehmen jetzt Ostchem Gas Trading und ist ebenfalls in Zug registriert.


Dmitri Firtasch bei einer Veranstaltung in Wien, Oktober 2014. Foto: B. Odehnal

In den letzten vier Jahren konnten die Zuger Ostchem Gas Trading sowie die Ostchem Investments auf Zypern in Russland 20 Milliarden Kubikmeter Gas deutlich unter dem Marktwert kaufen. Russische Medien berichteten, dass Firtaschs Firmen Gas vom russischen Staatskonzern Gazprom zu 260 Dollar pro 1000 Kubikmeter kaufen konnten, während die Ukraine 400 Dollar zahlten musste. ­Dabei war stets von 5 Milliarden Kubikmetern die Rede.

Wladimir Putins Energiepolitik spaltet Europa

27. November 2014

Mit Lieferverträgen, Pipelines und Zukäufen will Russland den Westbalkan und den Osten der EU an sich binden.

An einen so freundlichen Empfang in einer europäischen Hauptstadt wird sich Russlands Präsident Wladimir Putin noch lange erinnern. In Belgrad wurde er Mitte Oktober mit Militärparaden, Jagdflugzeugen und von einer jubelnden Menge begrüsst, die skandierte: «Wladimir, rette die Serben!» Dass Putin im Gegenzug sieben bilaterale Handelsabkommen unterzeichnete, war freilich nicht Gefälligkeit, sondern Politik: Moskau sucht Verbündete auf dem Westbalkan und im Osten der EU – um einen Keil in die Europäische Union zu treiben.

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