Rumänien

Rumäniens Eliten zittern vor dem Staatsanwalt

3. März 2015

Seit dem Amtsantritt von Präsident Johannis haben die Korruptionsbekämpfer in Rumänien Rückenwind. Fast täglich werden Politiker und Unternehmer verhaftet.

Rumäniens Regierungschef wird sichtbar nervös: Seine Familie werde «von den Medien gelyncht», klagt Victor Ponta. Dabei sind es nicht nur Journalisten, die sich für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Pontas interessieren. Ende Februar stürmten maskierte Polizisten die Wohnung von Iulian Hertanu und verhafteten den Schwager des Regierungschefs. Auch Hertanus Frau, Victor Pontas Schwester, wurde einvernommen, durfte das Polizeikommissariat danach aber wieder verlassen. Fotografen und Kameraleute waren rechtzeitig informiert worden, sie konnten die spektakuläre Verhaftung live verfolgen.

Die Spuren führen zu Konten in der Schweiz

4. Oktober 2014

Microsoft und Fujitsu Siemens sollen für einen Staatsauftrag in Rumänien Minister bestochen haben. Das Geld floss über Schweizer Banken.

Über ein «eindrucksvoll gestiegenes Betriebsergebnis» jubelte der Computerhersteller Fujitsu Siemens im Frühjahr 2004. Als besonders erfreulich wird die seit 2003 bestehende Kooperation mit Microsoft und der rumänischen Regierung gepriesen, die in einem viele Millionen schweren Auftrag zur Ausrüstung staatlicher Stellen mit IT-Technik mündete. Damit werde die rumänische Gesellschaft in eine moderne Technologiegesellschaft geführt, wird der Vizepräsident von Fujitsu Siemens, Marcus Dekan, in einer Mitteilung zitiert: «Die Partnerschaft übertrifft schon nach wenigen Monaten unsere Erwartungen.»

Zehn Jahre später will sich von den Verantwortlichen niemand mehr an das Geschäft erinnern. Dafür beschäftigt es die Justiz in Rumänien, Österreich und der Schweiz. Die rumänische Antikorruptionsbehörde DNA hat Verfahren gegen neun ehemalige Minister wegen Annahme von Bestechungsgeld, unlauterer Einflussnahme, Geldwäsche und Amtsmissbrauch eingeleitet.

Ins Ausland, um in der Heimat leben zu können

12. März 2013

Die Caritas bringt in einem Pilotprojekt Rumäninnen und Rumänen zum temporären Pflegedienst in die Schweiz. László Mikola beginnt diese Woche seinen dreimonatigen Dienst im Kanton Zürich.

Zum Abschied bekommt László Mikola von der Projektleiterin ein weisses Kuvert mit einem Brief. Er hat ihn selbst geschrieben, zu Beginn des Intensivkurses, der ihn auf seinen Einsatz in der Schweiz vorbereitete. «Schreibt genau die Gründe auf, warum ihr ins Ausland wollt», sagte die Projektleiterin damals: «Und wenn ihr Heimweh bekommt oder an euch zweifelt, dann öffnet den Brief.» Mikola nimmt das Kuvert und steckt es in die Reisetasche, zusammen mit einem Foto seiner Frau und den beiden Töchtern. Dann steigt er in einen Car, der ihn aus dem östlichen Rumänien in die Schweiz bringt. Quer durch das immer noch tief verschneite Siebenbürgen, quer durch Ungarn und Österreich. 30 Stunden dauert die Fahrt.


László Mikola und seine Tochter Csengele in ihrem Heimatdorf Turia, Rumänien. Foto: B. Odehnal

Viel Lärm um eine Fahne

11. Februar 2013

Ungarn und Rumänien sind in einen neuen Konflikt geraten. Auslöser ist die Fahne einer alten ungarischen Minderheit in Siebenbürgen.

Die Sache sei «noch lange nicht vorbei», droht Ungarns Staatssekretär Zsolt Nemeth dem Nachbarland Rumänien. Aussagen ungarischer und rumänischer Regierungspolitiker deuten darauf hin, dass beide Seiten an einer Eskalation des Konflikts interessiert sind. Ungarn und Rumänien steuern (wieder einmal) auf eine diplomatische Eiszeit zu.

Rumäniens grösster Rüpel

15. Februar 2013

Der Politiker und Geschäftsmann Gigi Becali produziert Skandal um Skandal. Jetzt muss er ins Gefängnis. 

Traurig blicken die Löwen mit vergoldeten Mähnen von ihren Steinsockeln. Auch der überlebensgrosse vergoldete Christus am Kreuz hat sein Gesicht abgewendet. Unter den Figuren drehen zwei einsame Wächter ihre Runden entlang der Palastmauer. Zu bewachen haben sie nichts. Das bizarre neobarocke Schloss im Zentrum von Bukarest steht leer. Der Besitzer hat sich ins Ausland abgesetzt. Und lässt von Dubai aus ausrichten, er wolle mit Rumänien nichts mehr zu tun haben.

Gefährlicher als Dracula

14. Januar 2013

Eine rumänische Sportlerin wird als lesbisch geoutet. Das Land ist entsetzt.

Nein, bei der Handball-Weltmeisterschaft in Spanien ist Rumänien nicht dabei. Die grosse Zeit des rumänischen Handballs liegt schon etwas länger zurück. Dennoch ist der Sport seit einigen Tagen ein Thema, das die ganze Nation beschäftigt. Nicht wegen herausragender Leistungen einer Sportlerin. Sondern wegen ihrer sexuellen Orientierung. Alina Dobrin, langjährige und sehr bekannte Spielerin in der Nationalmannschaft, ist verheiratet und hat ein siebenjähriges Kind. Sie soll daneben aber seit Jahren eine Beziehung zu einer Teamkollegin haben.

Endstation im Wassertal

10. Januar 2013

Der Schweizer Michael Schneeberger hat sich in Rumänien um die Rettung der letzten Waldbahn bemüht. Er wurde zum Opfer seines eigenen Erfolgs.


Die Wassertalbahn in Viseu de Sus (Rumänien). Foto: B. Odehnal

Zum Schluss musste er noch die Pressemitteilung verfassen: «Der schweizerische Verein ‹Hilfe für die Wassertalbahn› beschloss am 11. November 2012, seine Tätigkeit auf der rumänischen Waldbahn Viseu de Sus offiziell zu beenden.» Ein nüchternes Communiqué, das die mit dem Abschied verbundenen Emotionen nicht einmal erahnen lässt. Vereinspräsident Michael Schneeberger hat die Zeilen in seinem neuen Haus in der ungarischen Puszta verfasst. Vom Schreibtisch aus sieht er jetzt weites, flaches Land. Manchmal vermisst er den Blick auf die Hügel der Karpaten und das schäumende Wasser eines rumänischen Gebirgsbachs. Aber in Rumänien, sagt der 55-jährige Berner, «hat es keinen Spass mehr gemacht».

Mit kaltem Lächeln an die Macht

11. Dezember 2012

Victor Ponta ist im Zenit angelangt: Rumäniens Wähler haben dem Regierungschef einen Freibrief für Verfassungsänderung und politische Säuberungen ausgestellt. Ein Porträt von Bernhard Odehnal, Bukarest

Noch in der Wahlnacht zitierte Rumäniens Wahlsieger Victor Ponta die Bibel: «Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert fallen.» Ponta nannte keinen Namen, aber seine Anhänger wussten genau, wen der Regierungschef meinte: Es gibt in Rumänien ein bekanntes Foto, das Staatspräsident Traian Basescu mit einem riesigen Schwert in Händen zeigt.

«Orthodoxe Religion spielt eine grosse Rolle»

7. Dezember 2012

Der Politologe Cristian Pîrvulescu sagt, Rumänien fehle eine demokratische Gesellschaft - dies auch, weil die Kirche den Menschen Unterwerfung predige.

Mit Cristian Pîrvulescu sprach Bernhard Odehnal in Bukarest


Cristian Pîrvulescu. Foto: B. Odehnal

Wie kann die Krise der rumänischen Politik überwunden werden?

Ohne Reform der Verfassung ist das kaum möglich. Wenn Victor Ponta mit grosser Mehrheit gewinnt und vielleicht die Partei der ungarischen Minderheit als Partner gewinnt, kann er diese Reform beschliessen.

Für den Sieg ist Victor Ponta nichts zu teuer

7. Dezember 2012

Am Sonntag wählen die Rumänen ein neues Parlament. Im Kampf um die Macht zwischen Regierungschef Ponta und Präsident Basescu sind Inhalte Nebensache.

Selbstbewusst und mit schmalem Lächeln tritt Victor Ponta vor die Kameras. «Wir werden unser Ziel erreichen und mindestens 50 Prozent plus ein Mandat erhalten», verkündet Rumäniens Regierungschef in der Zentrale seines Wahlbündnisses USL, der ehemaligen Residenz eines rumänischen Bojaren. Draussen leuchtet in der Abenddämmerung der Arcul triumf, eine Kopie des Pariser Triumphbogens, die an die Helden der Unabhängigkeitskriege gegen Türken und Habsburger erinnern soll.


«Rumänien verpflichtet» Wahlplakat in Bukarest. Foto: B. Odehnal

Eine Aura des Triumphs ist auch in der Bojarenvilla spürbar, obwohl die Parlamentswahlen erst am Sonntag stattfinden: «2012 - Das Jahr des Sieges» verkünden Plakate, unter denen Ponta seine Landsleute zur Stimmabgabe aufruft: «Je mehr Vertrauen uns die Rumänen schenken, desto grösser wird die Stabilität im Land sein.»

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