April 2013

Ungarn ehrt den Schweizer Carl Lutz

23. April 2013

Mit einem Gedenkmarsch ist in Budapest an die Holocaustopfer und an den Schweizer Vizekonsul erinnert worden, der im Zweiten Weltkrieg viele Juden gerettet hatte. Neonazis störten den Anlass.

Der Anlass in Budapest beginnt mit einer Provokation. Während sich Zehntausende an diesem sonnigen Sonntagnachmittag unterhalb der Margaretenbrücke versammeln für den jährlichen Gedenkmarsch an die Holocaustopfer, hängen Neonazis ein Transparent über das Brückengeländer, das Israel auffordert, die Finger von Ungarn zu lassen. Es dauert nur zwei Minuten, bis beherzte Zuschauer den Neonazis das Transparent entreissen. Bis die ungarische Polizei zur Stelle ist, dauert es allerdings entschieden länger.


Agnes Hirschi auf dem Marsch der Lebenden in Budapest. Foto: B. Odehnal

Letzte Grenzen der Reisefreiheit

18. April 2013

Österreichs Taxiunternehmer verlangen von der Schweiz Rechte, die sie im eigenen Land nicht bekommen.

Nein, Bundesrätin Doris Leuthard wird vermutlich kein Taxi nehmen müssen, wenn sie heute vom Wiener Flughafen zum Amtsbüro ihrer österreichischen Ressortkollegin Doris Bures fährt. Der Streit um Taxis wird jedoch ein wichtiger Punkt ihrer Gespräche in Wien sein. Und ein ungewöhnlicher dazu: Ein Konflikt zwischen der Schweiz und Österreich ist im Verkehrsressort eine Seltenheit. Aber Kompromissbereitschaft gehört halt diesund jenseits des Rheins nicht zu den primären Eigenschaften von Taxiunternehmern. Die Fronten sind dermassen verhärtet, dass auch die Politik sich schwertun wird, eine Lösung zu finden.

Wohltäter in eigener Sache

13. April 2013

Österreichs bestbezahlter Banker gibt einen Teil seiner Jahresgage zurück.

Zu Beginn dieser Woche fanden die Mitarbeiter der Österreichischen Raiffeisen Bank International auf ihren Computern ein Mail des Vorstandsvorsitzenden. Herbert Stepic kündigte eine Gehaltskürzung an, freilich nicht für die Belegschaft, sondern für sich selbst. Er verzichte auf 2 Millionen Euro, schrieb der Manager. Der 66-Jährige bezeichnete den unorthodoxen Schritt als «Akt der Solidarität» mit dem Unternehmen.

Namen sind für ihn bloss All und Rauch

11. April 2013

Der Weltraumspringer Felix Baumgartner verwechselt Rockstars - und begründet damit einen neuen Trend.

Man muss ihn nicht unbedingt mögen. Man kann einfach nur beeindruckt sein. Seit Felix Baumgartner, der coole Salzburger mit Wohnsitz in der Schweiz, im Auftrag eines Getränkeproduzenten im freien Fall vom Himmel stürzte, liegt ihm die Welt zu Füssen. Heute Rio, morgen New York, ein Abendessen mit Tom Cruise, dann zurück ins traute Heim am Bodensee («Check that out! I’m back in Switzerland!»). Das ist Jetset pur. Und das Schönste dabei: Baumgartners Fans können fast live dabei sein. Via Facebook lässt der Stratosphärenspringer alle, die es wollen, an seinen Abenteuern in der High Society teilhaben.

Franks falsche Jünger

8. April 2013

Kaum gegründet, versinkt die Partei des Milliardärs Frank Stronach schon im Chaos.

Eigentlich müsste Frank Stronach hoch zufrieden sein. Kein halbes Jahr ist die Partei des 80-jährigen Milliardärs mit österreichischer Staatsbürgerschaft und Wohnsitz in Kanada alt. Aber schon konnte sie ins Parlament und in zwei Landtage einziehen. Erstes durch politische Überläufer. Zweites durch überraschende Wahlsiege bei den Landeswahlen in Kärnten und in Niederösterreich.

Der nächste Erfolg wartet Ende April in Tirol auf das «Team Stronach». 6 bis 8 Prozent sollten laut Umfragen möglich sein. Alles bestens also für den alten Herrn, der sich als österreichischer Patriot bezeichnet, sein Geld aber lieber in der Schweiz versteuert?

Die letzte Bastion wankt

10. April 2013

Österreich will nach einigem Hin und Her nun doch nicht um jeden Preis am Bankgeheimnis festhalten. Gemeinsam mit Luxemburg will das Land in der EU den automatischen Informationsaustausch verhandeln.

Eine politische Vorreiterrolle wollte Österreich in der Europäischen Union nie spielen. Lieber wartet man ab, was in Berlin oder Paris entschieden wird und wie sich der Wind in Brüssel dreht. So ganz allein stehen, gegen die 26 anderen Mitgliedsstaaten: Das gefällt den Österreichern am wenigsten. In Wien läuteten deshalb alle Alarmglocken, als am vergangenen Wochenende die Luxemburger Regierung ihren Widerstand gegen den automatischen Informationsaustausch bei Kontodaten aufgab. Der letzte Bündnispartner in der EU bei der Verteidigung des Bankgeheimnisses war umgefallen.