März 2013

Railjets nehmen doch keine Velos mit

30. März 2013

Der Einbau von Fahrradboxen in die Premiumzüge zwischen Zürich und Wien wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Eigentlich sollte der Umbau demnächst schon abgeschlossen sein. Ab Frühjahr 2013 hätten laut den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Premiumzüge Railjet mit einem Abteil zur Mitnahme von Velos unterwegs sein sollen. Die Pläne dazu waren im vergangenen Sommer präsentiert worden. Die Kombination von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln «ist uns ein wichtiges Anliegen», erklärte damals die Chefin des ÖBB-Personenverkehrs, Birgit Wagner.


Der Railjet bekommt vorerst kein Fahrradabteil. Foto: B. Odehnal

Jetzt aber ist alles wieder anders. Still und heimlich wurde der Einbau der Veloabteile auf unbestimmte Zeit verschoben. Sicher ist, dass auch in diesem Sommer in den am Tag aus der Schweiz nach Österreich verkehrenden Zügen keine Velos mitgenommen werden können.

Jetzt macht der Kinderkanal «Gehirnwäsche»

28. März 2013

Ungarns Regierung fürchtet sich vor dem deutschen Kinderfernsehen.

Heute, lieber Kinder, sprechen wir über Ungarn. Genauer: Wir sprechen über eine Fernsehsendung, die über Ungarn spricht. Nicht viel, eine Minute, aber das reicht, um eine ganze Regierung in Rage zu bringen, vom kleinen Pressesprecher bis zum allmächtigen Ministerpräsidenten.

Es geht um «Logo», die allabendliche Nachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals «Kika» von ARD und ZDF, der auch in Österreich und der Schweiz empfangen werden kann. In einem kurzen Beitrag hat «Logo» am 16. März das Problem mit der Verfassungsänderung in Ungarn und den Ärger darüber in der EU dargestellt: wie das Verfassungsgericht entmachtet wird und wie Ungarn die Medienfreiheit einschränkt. Das geschah mit Hilfe von Grafiken und einfachen, aber keineswegs einfältigen Erklärungen.

Die Hetze gegen Juden und Roma wird in Ungarn mit Orden belohnt

18. März 2013

Das Schneechaos in Ungarn verhinderte zwar die Kundgebungen zum Nationalfeiertag – aber nicht die Auszeichnung mehrerer Antisemiten.

«Das Leben normalisiert sich wieder», verkündet Ungarns Regierungschef Viktor Orban auf seiner Facebook-Seite. Dazu gibt es ein kurzes Video mit Schneepflügen und dankbaren Bürgern, die von Rettungskräften vorbildlich betreut werden. Tatsächlich kehrte gestern ein wenig Normalität zurück nach Ungarn. Die Sonne schien zeitweise, die Temperaturen stiegen auf ein paar Grad über null. Doch die Ereignisse der vergangenen Tage werden die Ungarn nicht so schnell vergessen und die Politik wohl noch länger beschäftigen.

Er durchleuchtet das berühmteste Orchester

14. März 2013

Der Schweizer Historiker Fritz Trümpi deckt die Nähe der Wiener Philharmoniker zu den Nazis auf.

Die Dreharbeiten für die TV-Dokumentation sind abgeschlossen, die Präsentation in der Wiener Staatsoper ging gut über die Bühne. Jetzt kommen die Interviewanfragen. Und der Beitrag für den britischen «Guardian» muss auch noch geschrieben werden. Wenn man jahrelang in Archiven forscht oder einsam vor dem Computer sitzt, kann öffentliches Interesse ziemlich anstrengend werden. Die vergangenen Tage seien spannend gewesen, sagt Fritz Trümpi, «aber ich habe nichts dagegen, wenn der Trubel nachlässt».


Fritz Trümpi. Foto: B. Odehnal

Ins Ausland, um in der Heimat leben zu können

12. März 2013

Die Caritas bringt in einem Pilotprojekt Rumäninnen und Rumänen zum temporären Pflegedienst in die Schweiz. László Mikola beginnt diese Woche seinen dreimonatigen Dienst im Kanton Zürich.

Zum Abschied bekommt László Mikola von der Projektleiterin ein weisses Kuvert mit einem Brief. Er hat ihn selbst geschrieben, zu Beginn des Intensivkurses, der ihn auf seinen Einsatz in der Schweiz vorbereitete. «Schreibt genau die Gründe auf, warum ihr ins Ausland wollt», sagte die Projektleiterin damals: «Und wenn ihr Heimweh bekommt oder an euch zweifelt, dann öffnet den Brief.» Mikola nimmt das Kuvert und steckt es in die Reisetasche, zusammen mit einem Foto seiner Frau und den beiden Töchtern. Dann steigt er in einen Car, der ihn aus dem östlichen Rumänien in die Schweiz bringt. Quer durch das immer noch tief verschneite Siebenbürgen, quer durch Ungarn und Österreich. 30 Stunden dauert die Fahrt.


László Mikola und seine Tochter Csengele in ihrem Heimatdorf Turia, Rumänien. Foto: B. Odehnal

Der Messias aus Niederösterreich

1. März 2013

Er ist die graue Eminenz der österreichischen Regierung und absoluter Herrscher in seinem Bundesland. Jetzt will Erwin Pröll seine Wiederwahl mit beispiellosem Personenkult sichern. 

«Jetzt alle zusammen: Erst singen. Und bei der dritten Strophe die Schals schwingen!» Mahnend deutet der Moderator auf die Kamera: «Wir zoomen durch Sitzreihen – und wir sehen genau, wer nicht mitmacht.» So viel Überwachung wäre gar nicht nötig. Alle grölen brav zur Melodie der Village People mit. Statt «Go West» heisst es jetzt: «Steh auf – für Niederösterreich, geh raus – für Niederösterreich». Erwin Prölls Auftritte werden wie US-amerikanische Parteikonvente inszeniert. So auch hier, in der Waldviertler Kleinstadt Waidhofen an der Thaya: mit Fanfaren und Lichtshow, Einpeitschern und Schlachtgesängen.


Junge Parteisoldaten in Waidhofen an der Thaya. Foto: B. Odehnal