Neuer Auftrag für Stadler Rail in Österreich

13. November 2010

Der Thurgauer Bahnbauer entwickelt Schmalspurzüge für die Mariazellerbahn.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Die österreichische Gebirgsbahn in den Wallfahrtsort Mariazell wird neue Züge von Stadler Rail bekommen. Am Freitag gab der Verkehrsminister des Bundeslandes Niederösterreich bekannt, dass die Thurgauer bis 2013 neun dreiteilige, elektrische Triebzüge im Wert von rund 60 Millionen Euro liefern werden. Stadler Rail wollte zum neuen Auftrag nicht Stellung nehmen. Auch der Besteller mit dem sperrigen Namen Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft verweist auf ein Stillhalteabkommen bis 24. November. Bis zu diesem Zeitpunkt könnte der unterlegene Bieter, die Firma Bombardier, Einspruch gegen die Vergabe erheben.

Die Mariazellerbahn gehört mit ihren 18 Brücken und 21 Tunneln zu den spektakulärsten Bergstrecken Österreichs. Allerdings wurde die Schmalspurbahn mit Spurweite 76 Zentimeter von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) vernachlässigt und heruntergewirtschaftet. Für die 84 Kilometer von St. Pölten nach Mariazell brauchen die Züge heute mindestens zweieinhalb Stunden. Die meisten Lokomotiven stammen aus dem Jahr der Elektrifizierung: 1911. Lediglich ihr Äusseres wurde modernisiert. Sie gelten als die ältesten in Betrieb stehenden Elektrolokomotiven der Welt. Als die Entscheidung Einstellung oder Modernisierung der Bahn nicht weiter aufzuschieben war, verkauften die ÖBB die Strecke an das Land Niederösterreich, das nun in die Strecke investiert und mit den neuen Stadler-Zügen einen Taktverkehr einrichten will.

Neben den Zügen für die Mariazellerbahn baut Stadler derzeit Flirt-Triebwagen für steirische Privatbahnen sowie Trams vom Typ Variobahn für die Verkehrsbetriebe Graz. Der weitaus grösste Auftrag in Österreich ist der Bau von sieben Doppelstockzügen für die private Westbahn AG, die ab Dezember 2011 im Stundentakt zwischen Wien und Salzburg fahren werden. Verwaltungsratspräsident der Westbahn ist Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel. Lediglich bei der grossen Staatsbahn bekommen die Schweizer Bahnbauer keinen Fuss in die Tür. Die ÖBB investieren zwar in neue Züge im Nah- und im Fernverkehr, doch diese Aufträge werden unter den Konzernen Bombardier und Siemens aufgeteilt. Von Siemens stammt auch der Railjet, der zwischen Zürich und Wien verkehrt.