Die ÖBB sträubten sich lange dagegen. Nun muss die Bahnbetreiberin doch sämtliche ihrer Paradezüge umrüsten.
Von Bernhard Odehnal, Wien
Ab dem kommenden Jahr werden die Tagzüge zwischen der Schweiz und Österreich wieder Velos befördern. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben beschlossen, ihren Paradezug Railjet so umzubauen, dass jeder Zug bis zu sechs Fahrräder mitnehmen kann. Zu diesem Zweck wird aus der Luxusklasse im vordersten Waggon ein Abteil ausgebaut und stattdessen werden Fahrradständer montiert. Auch eine Steckdose für E-Bikes soll es geben.
Der Railjet verkehrt seit Dezember 2009 zwischen Zürich, Salzburg und Wien. Seit vergangenem Jahr werden alle vier schnellen Tagverbindungen zwischen der Schweiz und Österreich mit diesen Zügen geführt. Dass es in diesem Premiumprodukt der ÖBB zwar eine dritte, besonders luxuriöse Klasse, aber keine Möglichkeit zum Velotransport gab, wurde auch von Schweizer Bahnkunden und Fahrgastorganisationen kritisiert.
Bis jetzt erklärten die österreichischen Bähnler stets, dass ein Umbau der Wägen nicht möglich und der Bedarf auch gar nicht gegeben sei.
Keine andere Möglichkeit
Reagieren mussten die ÖBB jetzt aber doch, weil sie ab kommendem Jahr alle schnellen Züge von Wien nach Graz und Villach mit schnellen Railjets führen werden. Damit hätte es keine Möglichkeit mehr gegeben, Velos im Zug in den Süden Österreichs mitzunehmen.
Der Einbau des Fahrradabteils sei eine «Optimierung des Kundenservice» sagt Sarah Nettel, Sprecherin der Bundesbahnen. Dazu gehören auch die Nachrüstung mit WLAN und ein neuer Cateringservice. Der Einbau der Fahrradabteile in alle 51 Railjets wird in etwa einem halben Jahr abgeschlossen sein. Die ersten umgebauten Züge sollen auf der Südbahn in Österreich eingesetzt werden, spätestens im Frühjahr 2013 werden die Züge in die Schweiz folgen.