Ungarn

Carl Lutz rettete Tausende Juden vor dem Holocaust

3. Mai 2012

Ungarn erinnert sich in diesen Wochen mit einer Ausstellung im Budapester Historischen Museum an den Schweizer Diplomaten. In seiner Heimat ist er fast vergessen.

Am 19. Februar 1945 kletterten 25 Schweizer, Ungarn und Briten aus einem Budapester Luftschutzkeller. Über zwei Monate hatten sie in Kälte und Dunkelheit verbracht, während über ihnen ihr Domizil, die ehemalige britische Gesandtschaft, von den Nazis geplündert und von den Sowjets bombardiert wurde.

Massendemo für Viktor Orban

31. März 2014

Die ungarische Opposition glaubt selber nicht mehr an einen Sieg gegen den übermächtigen Premier.

Es war das Wochenende der Massenkundgebungen in Budapest. Am Samstag marschierten über 400 000 Menschen zum Heldenplatz, um dort die Wahlkampfrede von Premierminister Viktor Orban zu hören. Gestern rief dann die vereinigte linke und liberale Opposition zur letzten Grosskundgebung vor den Parlamentswahlen am 6. April. Den Reden des sozialistischen Spitzenkandidaten Attila Mesterhazy sowie der ehemaligen Regierungschefs Ferenc Gyurcsany und Gordon Bajnai hörten etwa 50 000 Sympathisanten zu. Nur die rechtsextreme Jobbik verzichtete auf einen Auftritt.

Ungarn tut sich schwer mit dem Holocaust-Gedenkjahr

28. Januar 2014

Präsident Janos Ader hat sich zur ungarischen Mitschuld an der Vernichtung der Juden bekannt. Trotzdem gibt es Kritik aus dem In- und Ausland.

Von Bernhard Odehnal, Wien 70 Sekunden lang blieben gestern Abend in Ungarn die Radio- und Fernsehgeräte stumm. Die Regierung hatte zu diesem Moment des Trauerns aufgerufen, um der Opfer des Holocausts zu gedenken. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. 2005 wurde dieser Tag zum internationalen Gedenktag erklärt. Dieses Jahr nahm an der Feier in Auschwitz auch der Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter teil.

Unfall oder antisemitischer Anschlag?

29. November 2013

Bei Győr in Ungarn ist die Statue des jüdischen Dichters Miklós Radnóti zerstört worden. Ungarns Behörden schweigen über die Hintergründe.

Ein Streifen braune Erde, eine weisse Tafel mit einer kaum noch lesbaren Inschrift. Mehr ist nicht mehr zu sehen in der flachen, kahlen Landschaft westlich der ungarischen Stadt Győr. Bis vor einigen Tagen stand hier noch eine lebensgrosse graue Granitstatue: ein trauriger Mann in einem weiten Mantel vor einer immergrünen Zypressenhecke. Jetzt ist die Statue verschwunden.


An dieser Strasse bei Győr stand das Radnóti-Denkmal. Mittlerweile wurden alle Spuren verwischt. Foto: B. Odehnal

Korrespondent ausser Kontrolle

8. November 2013

Ein ungarischer Journalist beschimpft seine ausländischen Kollegen.

Warnung! Dieser Artikel enthält derbe Ausdrücke und Schimpfwörter. Er ist für Jugendliche unter 14 Jahre nicht geeignet.

Leider lassen sich diese Ausdrücke nicht vermeiden, denn der Brief, den diese Zeilen behandeln, besteht im Wesentlichen aus Flüchen. Bereits die Anrede lässt ein gewisses Mass an Höflichkeit vermissen: «Hört zu, ihr Arschgesichter!» Gemeint sind alle ausländischen Korrespondenten, die aus und über Ungarn berichten, «mit ein paar ehrenwerten Ausnahmen». Autor des Briefs ist István Lovas, der aus Brüssel für die ungarische regierungsnahe Zeitung «Magyar Nemzet» schreibt und vor einigen Tagen den unbändigen Drang spürte, seine Kollegen auf das Gröbste zu beschimpfen.

Viktor Orbáns schöne neue Fussballwelt

15. Oktober 2013

Neue Stadien, Millionen für Vereine: Ungarns Regierungschef will sein Land zur Fussball-Supermacht machen. Doch die Leistung des Nationalteams bleibt bescheiden.

Das Ergebnis war ein Schock für das ganze Land. Mit 1:8 verlor Ungarn am Freitagabend in Amsterdam den Qualifikationsmatch für die WM 2014 gegen die Niederlande. Die Ungarn liegen nun in ihrer Gruppe an vierter Stelle, hinter Rumänien und der Türkei. Nur ein Wunder könnte sie jetzt noch nach Brasilien bringen. Ein Sieg beim Match gegen Andorra wird nicht reichen, es müssten auch die um den zweiten Gruppenplatz konkurrenzierenden Mannschaften haushoch verlieren.


Viktor Orbáns Landhaus, direkt neben der Baustelle des neuen Fussballstadions in Orbáns Geburtsort Felcsút. Foto: B. Odehnal 

«Beinahe hätte es mich übel erwischt»

12. Oktober 2013

Der ungarische Regisseur Róbert Alföldi klagt über die Gleichschaltung der ungarischen Kultur und über brutale rechtsextreme Attacken.

Mit Róbert Alföldi sprach Bernhard Odehnal in Budapest

Fünf Jahre waren Sie Direktor am Ungarischen Nationaltheater. Ende letzten Jahres wurde Ihr Vertrag nicht verlängert, und diesen Sommer mussten Sie gehen. Hätten Sie gern weitergemacht?

Natürlich. Mein Vertrag war abgelaufen, die Ausschreibung des Direktorenpostens geschah nach den Buchstaben des Gesetzes. Die Bewerbungen wurden aber auch von Leuten beurteilt, die bei meinem Nachfolger angestellt sind. Jetzt wird ein gutes Theater kaputt gemacht.

Kleiderordnung muss sein!

8. Oktober 2013

Die Studenten in der ungarischen Kleinstadt Kaposvár gehen nackt zum Unterricht.

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch sich ordentlich anziehen muss. Und zwar richtig ordentlich. Keine Schlabberhemden, keine zerrissenen Jeans. Auf gar keinen Fall kurze Hosen oder Miniröcke. Und auch kein auffallendes Make-up, keine Flip-Flops an den Füssen, keine langen Haare oder Fingernägel und kein intensives Parfüm. Der gestrenge Rektor will es nicht und hat es deshalb verboten. Seit 1. Oktober ist das Verbot in Kraft.


Ferenc Szávai, Rektor der Uni Kaposvár, gefiel nicht,
was er sah. Foto: Universität Kaposvár

Tausend Jahre Einsamkeit

4. September 2013

Die Ungarn besiedelten die Donau-Tiefebene um das Jahr 900. Doch bis heute fühlen sie sich fremd und missverstanden in Europa. Sind sie wirklich anders? Ein Crashkurs in ungarischer Geschichte.

Székesfehérvár hat sich herausgeputzt. Die Strassen sind gewischt, die Häuser der ungarischen Kleinstadt mit Fahnen geschmückt. Der Premier kommt mit seiner gesamten Regierung, um der Heiligsprechung eines politischen Vorfahren im Jahr 1083 zu gedenken. Der heilige König Stephan (Szent István) habe die Nation vor dem Zerfall bewahrt, sagt Viktor Orbán: «Ohne ihn würden wir heute nicht hier stehen.»


Die Stephanskrone steht immer im Mittelpunkt: Die Edelausgabe der neuen ungarischen Verfassung, ausgestellt in der Nationalgallerie Budapest. Foto: B. Odehnal

Wer einen Wasseranschluss will, muss zahlen

9. August 2013

Die ungarische Stadt Ózd öffnet die Brunnen für Roma wieder – aber nur rund die Hälfte und mit stark gedrosseltem Durchfluss. Auch die von der Schweiz finanzierten Wasserleitungen werden die Roma-Häuser nicht erreichen.

Ferenc Bíró hat ein Fax von der Katastrophenbehörde bekommen: Die Hitzewarnung bleibt bestehen, auch in den nächsten Tagen sind in Ungarn Temperaturen bis zu 40 Grad zu erwarten. «Wir werden die Brunnen also offenhalten», sagt der Chef der Wasserwerke von Ózd: «Zumindest über das Wochenende. Danach muss der Bürgermeister entscheiden, ob sie wieder gesperrt werden.» Ózd liegt im Nordosten Ungarns, nahe der slowakischen Grenze. Die Industriestadt geriet in die Schlagzeilen, weil der Gemeinderat beschloss, öffentliche Brunnen stillzulegen oder zumindest die Wasser-Durchlaufmenge radikal zu drosseln.


Roma bekommen nur wenig Wasser: Der Chef der Wasserwerke Ózd, Ferenc Bíró (Mitte), kontrolliert einen Brunnen. Foto: B. Odehnal

Die Entscheidung traf ausschliesslich die 16 Roma-Quartiere der Kleinstadt, die in Ungarn «Segregate» genannt werden. Deren Häuser haben keinen Anschluss an das Wasserleitungsnetz, die Menschen müssen sich aus Brunnen versorgen. In der Siedlung Hétes beispielsweise hatten die 400 Bewohner zwei Brunnen. Einer wurde vergangene Woche ganz stillgelegt, ein anderer gedrosselt. Und das mitten in der Hitzewelle.

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